Westfalenpost: Ohne Perspektive
Hagen (ots)
Scherbenhaufen in Nahost Von Eberhard Einhoff Entsetzt und ratlos, so schrieb ein Korrespondent, schaue die Staatengemeinschaft auf das blutige Geschehen im Gazastreifen. Natürlich müssen die Bilder und Berichte über den hass-erfüllten Kampf der verfeindeten Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah Entsetzen auslösen. Und ebenso natürlich mündet das Betrachten des scheinbar Unbegreiflichen schnell in große Ratlosigkeit. Einen Palästinenserstaat, jenes hehre Ziel im Nahost-Friedenspozess, wird es also nicht geben. Vorerst jedenfalls nicht und wahrscheinlich auch auf lange Zeit nicht. Denn bevor nicht der Prozess der Selbstzerfleischung beendet ist und die Palästinenser sich darauf einlassen, mit einer Stimme sprechen, so lange besteht für Israel auch kein Grund mehr, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, an deren Ende die friedliche Existenz zweier Staaten nebeneinander stehen sollte. Nichts deutet darauf hin, dass es dazu in absehbarer Zeit kommen könnte. Augenfällig rächt sich damit in diesen Tagen das Versagen der internationalen Diplomatie. Die hat zu schwergewichtig auf den schwachen Präsidenten Mahmud Abbas gesetzt und der palästinensischen Bevölkerung insgesamt keine wirklich ernst-hafte Perspektive geboten für ein friedliches Leben in der selben Freiheit und Sicherheit, auf die Israel mit Recht größten Wert legt. Und der scheinbar so selbstverständlich auf der Hand liegende Boykott der Hamas nach ihrem Wahlsieg hat diese Radikalen sichtlich nicht geschwächt und isoliert, sondern vielmehr zur weiteren Stärkung und Fanatisierung beigetragen. Daraus ergeben sich bedrückende Konsequenzen. Zwar mag der Gazastreifen als reines Hamas-Gebiet aus sich heraus nicht überlebensfähig sein, mit Unterstützung anderer, zur Vernichtung Israels Entschlossener aber schon. Und dass ein Westjordanland in Fatah-Hand vor dem Zugriff der Radikal-Islamisten sicher sein könnte, ist angesichts der aktuellen Entwicklung auch nicht wahrscheinlich. Nur ein Fünkchen Hoffnung glimmt: Die Hamas kann nicht auf Dauer mit Gewalt und Anarchie die palästinensische Bevölkerung an sich binden.
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