Westfalenpost: Im Wellengang
Hagen (ots)
Beck lässt sich treiben. Münte steht. Von Winfried Dolderer Möchten Sie Herrn Beck als Kanzler? Wenn ja, dann dürfen Sie sich einig wissen mit 14 Prozent der Wahlberechtigten. So wenig waren es noch nie, seit der gute Mensch aus der Südpfalz in der bundespolitischen Arena seine Runden dreht. Nicht einmal die Mehrheit der SPD-Anhänger findet Beck zu Höherem berufen. Fast möchte man bei diesem Befund glauben, es gäbe so etwas wie Gerechtigkeit in der Politik. Die Zahlen sagen: Populismus lohnt sich nicht, die Bürger sind ja nicht blöd. Und nichts weiter als Populismus und nackte Panik vor der Linkspartei ist es, wenn der SPD-Chef eine Korrektur am Arbeitslosengeld, die er vor einem Jahr mit gutem Grund abgelehnt hat, auf einmal unerlässlich findet. Dass er dabei den starken Mann mit Führungsanspruch markiert - possierlich. Beck führt ja nicht. Er lässt sich treiben. Er schwimmt auf der Welle der links-restaurativen Sehnsüchte seiner Partei. Unschwer abzusehen also, dass er sich durchsetzen wird. Sein Widerpart, der Vizekanzler, in jeder Hinsicht das Gegenbild zum molluskenhaften SPD-Chef, hatte gestern im Bundestag einen starken Auftritt: Die SPD darf jetzt, da wieder Geld in der Staatskasse ist, und es bequem wäre, es auszugeben, dennoch nicht vom Pfad einer nachhaltigen Politik abweichen. Das ist die Überzeugung, für die Müntefering steht. Und kämpft. Das ist hoch respektabel. Aber für eine Mehrheit auf dem entscheidenden Parteitag wohl zu wenig. Soviel Gerechtigkeit gibt es eben doch nicht in der Politik.
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