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Westfalenpost: Hilflose Reaktion

Hagen (ots)

Debatte um Jugendstrafrecht
Von Thorsten Keim
Eine gewisse Kreativität kann unserer politischen Führungskaste beim 
Thema Jugendstrafrecht nicht abgesprochen werden. Die Debatte nimmt 
Fahrt auf, rechtzeitig zur Endphase der Landtagswahlen in Hessen und 
Niedersachsen am 27. Januar.
 Keine Frage, das Klima wird rauer auf unseren Straßen. Es eskaliert 
die Gewalt junger Haudraufs. Die Hemmschwelle sinkt in dem Maße wie 
die Brutalität zunimmt. Die harte Hand des Gesetzes soll deshalb 
durchgreifen. Also ab mit den gewaltbereiten Halbstarken in 
Erziehungscamps, in denen ihnen die Sozialisation durch harten Drill 
eingebleut werden soll.
 Doch dies wäre eine zu simple und vor allem auch hilflose Reaktion 
des Staates. Es mangelt keineswegs an klaren und scharfen 
Gesetzesbestimmungen. Das Schlüsselwort bei der Suche nach Ursachen 
jugendlicher Gewalt ist: Anerkennung. Kein Mensch kann auf Dauer ohne
sie leben. Unsere Gesellschaft aber verknappt diese Ressource 
zunehmend. Wer Zugang zu einer guten Schulbildung, einer Lehrstelle 
und einem Arbeitsplatz hat, dem eröffnet sich damit die Chance auf 
eine befriedigende Anerkennung seines Status.
 Was also ist zu tun? Eine Möglichkeit: Der Staat verstärkt seinen 
Repressionsapparat. Das ist aber nicht sehr Erfolg versprechend. 
Besser: neue Formen der Anerkennung, wie eine Schule, die nicht 
Schwächen sucht, sondern nach Stärken fahndet. Und: eine erfolgreiche
Arbeitsmarktpolitik. Nach den bisher gemachten Erfahrungen noch immer
das probateste Mittel zur erfolgreichen Kriminalitätsbekämpfung. 
Drill und hohe Zäune formen nur selten einen besseren Menschen.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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