Westfalenpost: Siemens im Sumpf
Hagen (ots)
Viele offene Fragen in Schmiergeld-Affäre Von Sven Nölting Der Milliarden schwere Gewinn war Nebensache. Die Siemens-Hauptversammlung stand im Zeichen des schwelenden Schmiergeldskandals. Für die Aktionäre war es die Stunde der Abrechnung mit der früheren Siemens-Spitze. Der Konzern steckt bis zum Hals in einem Sumpf aus Korruption, der noch immer nicht trocken gelegt ist. Der Ruf des Unternehmens ist auf Jahre ruiniert - ein Schaden, den auch beste Zahlen nicht reparieren können. Längst ist bekannt, dass die Schmiergeld-Praxis bei Siemens System hatte und Bestechungsgelder nicht nur in Einzelfällen geflossen sind. Und je mehr Details durchsickern, desto schwerer wird es zu glauben, dass die früheren Konzernspitzen um von Pierer und Kleinfeld fast ausnahmslos weiße Westen haben sollen. Weil daran auch die Aktionäre starke Zweifel haben, bahnte sich ein beispielloses kollektives Misstrauensvotum an. Der neue Chef-Kontrolleur Cromme verhinderte den Eklat, indem er sicherheitshalber die Entlastung der Manager bis zur Aufklärung der Affäre vertagte. Doch das kann dauern. Einstweilen ist ungewiss, wieviel Geld wirklich in schwarzen Kassen gelandet ist. Sicher ist nur: Auch finanziell kommt Siemens der Skandal teuer zu stehen. 1,5 Milliarden Euro sind es bisher - und das dicke Ende kommt noch. In den USA ermitteln Börsenaufsicht und Justizministerium: Siemens droht eine drakonische Strafe und Ausschluss von öffentlichen Aufträgen. Um das Schlimmste zu verhindern, will der Konzern nun einen Vergleich aushandeln. Aussuchen wird sich Siemens die Strafe aber kaum dürfen. Bei Rechtsverstößen kennen US-Behörden in der Regel kein Pardon.
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