Westfalenpost: So viele Fragen
Hagen (ots)
Vor einem spannenden Wahlsonntag Von Winfried Dolderer Wenigstens darf man wieder einmal gespannt sein. Ob in Hessen Koch sein Amt verliert oder über Sozis und Demoskopen triumphiert, ob der SPD der Aufstieg aus dem Tal der Tränen gelingt, der Linkspartei erstmals der Einzug in das Parlament eines westdeutschen Flächenlandes, soviele offene Fragen, so wenige Gewissheiten hat es lange nicht mehr gegeben vor einem Wahlsonntag. Da verteidigen zwei Christdemokraten recht unterschiedlichen Zuschnitts ihre Spitzenämter. Der Hesse Koch setzt auf Krawall und Konfrontation, der Niedersachse Wulff auf Behäbigkeit und leise Töne. Man hat darin schon eine Konkurrenz zweier Politikstile in der Union sehen wollen mit weitreichenden Folgen für künftige Wahlkämpfe. Indes, der Unterschied im Gebaren der Protagonisten erklärt sich eher aus dem Unterschied der Verhältnisse. Niedersachsen ist eben in anderem Maße eine konservative Domäne als Hessen, wo man sich als Christdemkokrat einst fast wie in Feindesland bewegte. Die dortige CDU ist ein Kampfverband seit Dreggers Zeiten; das prägt die Temperamente und auch den Stil. Nicht von ungefähr ist Koch der erste CDU-Ministerpräsident in Hessen, dem es gelungen ist, zwei Legislaturperioden hintereinander zu amtieren. Dass ihm jetzt die Abwahl droht, ist so ungewöhnlich nicht. Eine andere offene Frage ist, ob die große Koalition in Berlin aus dem Wahlkampfgetöse nochmals zu einem gedeihlichen Miteinander findet. Die Beteuerungen, es werde sicher so sein, sollte man nicht auf die Goldwaage legen. Viel eher wird dieser Sonntag als Vorspiel zum Wahlkampf 2009 im Gedächtnis bleiben.
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