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Westfalenpost: Hessische Chaostage

Hagen (ots)

Ypsilantis Fall - Schwere Tage für Beck
Von Bodo Zapp
Chaostage bei der SPD. Die Standhaftigkeit einer Landtagsabgeordneten
lässt Andrea Ypsilantis Traum vom Amt der Ministerpräsidentin 
platzen, die Sozialdemokraten stehen vor einem Scherbenhaufen. Und 
dies nicht nur in Hessen. Es ist kaum anzunehmen, dass es Kurt Beck 
gelingen wird, das zerbrochene Vertrauens-Porzellan schnell wieder zu
kitten. Zu tief sitzten die Stachel des Unmuts und des Ärgers in 
seiner Partei, die sich am Wahlabend in Hessen noch obenauf wähnte.
 Eigentlich ist es nicht zu fassen, mit welch hohem Maß an 
Unprofessionalität es der SPD gelang, aus einem Wahlerfolg(kein 
Wahlsieg, das sei doch noch einmal festgehalten) eine tiefgehende 
Krise zu machen. Man konnte doch annehmen, dass zumindest die eigenen
Reihen auf Sturmfestig keit überprüft werden, wenn man auf 
dünnstemEis ein hochriskantes Wahlspiel mit den Linken eingeht. 
Andrea Ypsilanti, bis gestern Spitzen-Hoffnungsträgerin der SPD, hat 
in ihrem Machtstreben das politische Handwerk missachtet und muss 
jetzt dafür büßen.
 Der berechtigte Wortbruch-Vorwurf schadet der gesamten Partei schon 
genug, und dass für längere Zeit. Nun kommt noch die 
Dilletantismus-Feststellung dazu - viel schlimmer konnte es mit den 
Gesesungsgrüßen für den Parteichef nicht kommen.Er muss aufpassen, 
dass er nicht selbst vom Ypsilanti-Strudel mit nach unten gerissen 
wird. Schlechte Partei-Umfragewerte, erschreckend niedrige 
persönliche Zustimmungsrate bei den Bürgernund schlechte Karten bei 
der Zurückweisung von Kritikern, die ihm eine gehörige Portion 
Mitschuld zuseisen: Man darf gespannt sein, wie Beck für sich und die
SPD wieder Boden unter den Füßen gewinnen will.
 Niemand ist in Sicht, der den Nichts-geht-Knotenin Hessen 
zerschlagen kann. Wird die FDP vielleicht doch noch, sozusagen aus 
Staatsräson,Koalitionsbereitschaft mit den Grünen erklären? Wenn ja: 
Welche Farbe wird bestimmend? Doch wieder Schwar z? Große Koalition, 
unter wem? Neuwahlen können nur der allerletzte Schritt sein, wenn 
nichts a<nderes mehr geht.
 Die Parteien machen gute Politik, nur haben die Bürger beim ersten 
Mal falsch gewählt - so einfach darf man es sich nicht machen. 
Hessiche Unklar-Verhältnisse werden im Fünf-Parteien-System keine 
Ausnahme bleiben. Die Parteien sind in der Pflicht, alle 
Möglichkeiten auszuloten. Allerdings immer unter Berücksichtigung der
vor der Wahl gegebenen Versprechungen. Der aufrechten FrauMetzger ist
es zu verdanken, dass die Hoffnung auf Ehrlichkeit und 
Standhaftigkeit in der Politik nicht ganz untergegangen ist.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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