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Westfalenpost: Tun, als ob

Hagen (ots)

Die Politik und der Telekom-Skandal
Von Winfried Dolderer
Aus der ganz großen Inszenierung ist denn doch nichts geworden. Die 
Unternehmenslenker der Telefon- und Internetbranche ließen sich von 
ihren Cheflobbyisten vertreten. Der Hauptbetroffene Obermann mochte 
nur kurz vorbeischauen. Was wieder einmal einer dieser pompösen 
"Gipfel" hätte werden können, diesmal zur Telekom-Affäre, geriet so 
zum schlichten "Fachgespräch", für das dann auch der Innenminister 
kein persönliches Interesse mehr aufbringen mochte.
 Und wer sich anschließend anhörte, was die Herren Wichtiges zu 
bereden hatten, der konnte auf die Idee kommen, dass sich das auch 
mit einem Telefonat hätte erledigen lassen. Hätte man nicht gelernt, 
dass das seine Risiken hat: Wer weiß schon so genau, wer alles 
mithört, wenn Herr Schäuble mit Herrn Obermann fernmündlich 
kommuniziert. Das immerhin wäre ein Grund, den Mann und seine 
Kollegen persönlich einzubestellen. Ein anderer, zwingender ist nicht
zu erkennen, abgesehen von dem unstillbaren Bedürfnis von Politikern,
wann immer in der Gesellschaft etwas schief läuft, sich als 
Problemlöser in Szene zu setzen. Mittels eines "Gipfels", wahlweise 
zu "Kindern", "Benzin", "Energie", "IT". Sogar einen "Teuro-Gipfel" 
hat es ja schon mal gegeben.
 Was bei der Telekom schief gelaufen ist, fällt zunächst in die 
Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft. Ein Innenminster hat da nicht 
viel zu sagen. Er fühlt sich aber gedrängt, öffentlichwirksam zu tun,
als hätte er alles im Griff. So tun, als ob, und das vor möglichst 
vielen Kameras: Je weniger Essentielles die Politik noch zu 
entscheiden hat, umso größer ist diese Versuchung.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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