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Westfalenpost: Selbstzerfleischung

Hagen (ots)

Akte Clement zeigt SPD-Zerrissenheit
Von Jörg Bartmann
In der SPD ist alles in Bewegung. Der juristisch-formale Clement-Akt 
hat nach oben gespült, wie es um die Partei bestellt ist. Die 
Sozialdemokraten sind zerrissen, verlieren den Kontakt zur 
politischen Mitte. Die einen wollen abrechnen mit dem 
Agenda-2010-Flügel, die anderen eine pragmatische Politik forcieren, 
die ihnen die erhoffte Mehrheit beschert. Auf dem Weg dieser 
Selbstzerfleischung spielt Schröder keine Rolle mehr, ist Müntefering
isoliert - da kommt Clement gerade recht. In diesem Richtungskampf 
offenbart sich Beck als Parteichef, der Strömungen sortiert, sie 
eilfertig zu Mehrheiten berechnet. Führung sieht anders aus.
 Da ist Andrea Nahles aus einem anderen Holz geschnitzt. Die 
Vorzeigelinke mit der flinken Zunge hat den Ruf als Königsmörderin 
von Müntefering überlebt und gelernt, dass es nicht immer gut ist, im
Mittelpunkt zu stehen. Maßgeblich strickt sie daran, die Achse der 
Sozialdemokraten nach links zu schieben, wo sich die Linken 
aufplustern. Im Gegensatz zu den Technokraten Steinmeier und 
Steinbrück verfügt sie über den gewünschten Stallgeruch und 
Basis-Sympathien. Das kann für Steinmeier auf der Zielgeraden noch 
zur bösen Falle werden, auch wenn er sich noch als erster 
Kanzlerkandidat sieht.
 Im Hintergrund lauert die machtbessene hessische SPD-Chefin, die 
nach den Landtagswahlen eiskalt ihr Wort gebrochen hat - mit Segen 
Kurt Becks. Andrea Ypsilanti möchte im Herbst einen zweiten Anlauf 
wagen: Eine rot-grüne Minderheitsregierung mit Tolerierung der 
Linkspartei. Da wird sich zeigen, wie die SPD-Spitze damit umgeht: 
Die Akte Clement ist dagegen nur Kinderkram.

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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