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Westfalenpost: Kandidat Strohmann

Hagen (ots)

Sein Name ist Ypsilanti Schäfer-Gümbel
Von Bodo Zapp
Wenn man glaubt, es geht nicht schlimmer, wird man in Hessen immer 
wieder eines Schlechteren belehrt. Nun soll also Thorsten 
Schäfer-Gümbel für die SPD die Landtagswahl gewinnen. Wer bitte? 
Selbst Sozialdemokraten meinten, sich verhört zu haben, als Andrea 
Ypsilanti ihre Marionette aus der Trickkiste zog. Mit seriöser 
Politik hat das so wenig zu tun wie CDU-Gegenkandidat Koch im Glück 
mit den Linken.
Nichts gegen den 39-jährigen von der Hinterbank, man kennt ihn ja 
nicht. Aber dass die Landesvorsitzende ihre Spitzenämter in Partei 
und Fraktion behalten will und trotzdem von einem Neuanfang spricht, 
ist dreist. Kein Eingeständnis von Fehlern, keine selbstkritische 
Aufarbeitung der gescheiterten Machtübernahme in Wiesbaden, 
stattdessen die völlig überraschende Verkündung eines Kandidaten von 
Chefins Gnaden: Hessens SPD ist aus den Fugen geraten.
Niemand bestreitet die Probleme, nach dem Ypsilanti-Desaster eine 
überzeugende Personallösung zu finden. Mit der Strohmann-Entscheidung
sind die Chancen auf einen Erfolg am Wahltag 18. Januar jedoch gegen 
Null gesunken. Zumal die Parteien-Eventualfrage des " Wer mit Wem?" 
völlig offen bleiben soll. Herr Unbekannt müsste ein Supermann sein, 
sollte die SPD wider Erwarten gut abschneiden. Doch nach einem 
selbstbewussten, selbstlaufenden Obama-Effekt - "Wir schaffen den 
Wechsel!" - sieht es in Hessen nicht wirklich aus.
 Nicht ganz nebenbei: Die neue Parteispitze in Berlin macht bei all 
dem keine überzeugende Figur. Es wirkt nicht so, als hätte man die 
Zügel fest in der Hand. Oder ist Hessen im Willy-Brandt-Haus schon 
aufgegeben? Fast könte man den Eindruck gewinnen, Müntefering und 
Steinmeier seien vor allem bemüht, nicht in den Schlamassel hinein 
gezogen zu werden. Dass Thorsten Schäfer-Gümbel, der 
Verheiz-Kandidat, von Berlin nun "uneingeschränkte Solidarität" 
einfordert, ist aus seiner Sicht verständlich. Nur sollte man nicht 
erwarten, dass die verbale Solidarität auch Andrea Ypsilanti 
einschließt. Die große Vorsitzende ist schon von gestern. Sie will es
nur noch nicht wahrhaben.
Ein Wort zu Roland Koch: Dass Frau Ypsilanti ihn wiedererstarken 
lässt, hätte er nicht zu träumen gewagt...

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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