Westfalenpost: Widersprüchlich
Hagen (ots)
Verbraucher wollen mehr konsumieren
Von Stefan Pohl
Der deutsche Verbraucher ist ein Wesen voller Widersprüche. Vor der Rezession, als die Konjunktur-Sonne noch schien und die Arbeitsplätze relativ sicher waren, hielt er sich mit seinen Konsum-Ausgaben trotz der fast flehentlichen Aufforderungen der Wirtschaftsforscher demonstrativ zurück. Die deutsche Mentalität ist eben, Sicherheit zuerst, nicht: Ich will Spaß. Die private Vorsorge für Alter und Krankheit hatte und hat Priorität - jedenfalls für diejenigen, die es sich leisten können. Zudem ist die Sparquote in Deutschland - anders als etwa in den USA - traditionell hoch. Heute, in Zeiten der Rezession und des drohenden Arbeitsverlustes, hat die Lust am Einkaufen paradoxerweise offenbar wieder zugenommen. Der Konsum könnte in diesem Jahr den Konjunktur-Einbruch sogar etwas abmildern, wenn auch nicht die abgestürzten Export-Zahlen ganz kompensieren. Gesunkene Energiepreise und rückläufige Inflation dürften aber nicht die einzigen Gründe für die neue Einkaufsfreude sein. Es ist, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, der bisher die Bereitschaft vor allem zu größeren Anschaffungen bremste. Die Abwrackprämie mag ordnungspolitisch verheerend falsch sein, man kann der Regierung vorwerfen, Branchen sehr willkürlich unter die Arme zu greifen. Den gar nicht so seltenen Verbrauchern aber, die ein neun Jahre altes Auto fahren und sich allenfalls ein Modell aus der unteren Mittelklasse eines Massenherstellers leisten können, signalisiert sie: Wir kümmern uns auch um dich, den kleinen Mann. So schafft man Vertrauen. Wenigstens das.
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