Westfalenpost: Keine Festgedanken Toleranz hilft, aber es muss Grenzen geben
Hagen (ots)
Von Bodo Zapp
Wir feiern Ostern. Christen - die Kirchgänger unter ihnen - hören in den Gotteshäusern, worum es beim Fest der Auferstehung geht. Doch es gibt viele, denen die religiöse Botschaft gleichgültig ist. Oder die anderen Glaubens sind. Leben und leben lassen sollte unter zivilisierten Menschen eine selbstverständliche Grundregel sein. Das Miteinander von Menschen verschiedener Lebensauffassung, von Angehörigen unterschiedlicher Kulturkreise ist selten irgendwo völlig problemfrei. Alles in allem hat Deutschland gute Fortschritte gemacht. Extreme Negativbeispiele Einzelner dürfen nicht den Blick auf Erfolge verstellen. Toleranz ist ein guter Helfer. Doch es gibt Grenzen. In Menschenrechtsfragen darf es keine Kompromisse geben. Es ist unerträglich, dass in unserem Lande junge Frauen Angst um ihr Leben haben, nur weil sie sich für den westlichen Lebensstil entscheiden. Es ist nicht hinnehmbar, dass sich die direkt oder durch Stillschweigen indirekt Beteiligten eines Mordes, der mit Ehre nach unserem Verständnis nicht das Geringste zu tun hat, auch noch im Recht fühlen. Die Verurteilung Einzelner, so sie überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden, reicht nicht. Wird wirklich alles gegen diese Schande mitten unter uns und für den Versuch eines Wandels in den Köpfen getan, und zwar von allen Seiten? Die Antwort ist Nein. Das kann nicht hingenommen werden, eine Nebengesellschaft mit eigenen Gesetzen darf es nicht geben. Es reicht nicht, die Zustände nach Bekanntwerden des erschütternden Schicksals einer Frau zu beklagen und über Konsequenzen nur zu reden. Dass Afghanistans Präsident Karsai nach westlichen Protesten das neue Ehegesetz zunächst stoppte, wonach Frauen ohne Einwilligung ihrer Männer das Haus nicht verlassen dürfen, ist ein Anfang. Für die Sicherung dieser Unfreiheit sind unsere Soldaten nicht im Einsatz. Bei aller Empörung über archaisches Rechtsverständnis sollten wir jedoch nicht vergessen: So lange ist es nicht her, dass Ehefrauen in Deutschland nur mit Zustimmung ihres Mannes einen Beruf ausüben durften. Themenwechsel, genug des nicht nur hoffnungsfrohen Blicks auf die Welt. Kommen wir zur österlichen Eiersuche, die in diesem Jahr ergiebig sein könnte. Irgendwo müssen schließlich die Milliarden-Überraschungseier versteckt sein, die Berlin so großzügig verteilt. Weil Finanzminister Steinbrück eigentlich nicht im Ruf stand, Spendierhosen zu tragen, muss wohl eine geheime Quelle zur Rettung der Finanz- und Wirtschaftswelt aufgetan worden sein. Den Steuerzahler-Laien plagt der Verdacht, dass am Ende er die Quelle ist. Dass die apokalyptischen Geldreiter ihren ganzen Schrecken noch nicht für alle spürbar verbreitet haben, ist ein Trost im Augenblick. Ganz hilflos sind wir der Finanzkrise nicht ausgeliefert. Dass wir letztlich nicht doch machtlos sind, ist eine Oster-Hoffnung. Es wäre schlimm, wenn wir unseren Kindern nur faule Überraschungseier weitergeben würden.
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