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Westfalenpost: 111 Tage vor der Wahl Auftrieb für Schwarz-Gelb
SPD-Desaster

Hagen (ots)

Von Bodo Zapp
Spannend war es ab 18 Uhr nicht mehr, aber hoch interessant. 
Weniger wegen Europa, sondern wegen der möglichen Rückschlüsse des 
Ergebnisses der Europawahl auf die Bundestagswahl in 111 Tagen. 
Natürlich kann die Stimmenvergabe bei einer dann höheren 
Wahlbeteiligung anders aussehen, doch die Momentaufnahme vom Sonntag 
ist ein ganz herber Dämpfer für die Machtwechsel-Ambitionen der SPD.
 Das schlechteste Ergebnis aller bisherigen bundesweiten Wahlen: 
Kanzlerkandidat Steinmeier, den die Sozialdemokraten in diesem 
Heneralprobe-Wahlkampf in den Vordergrund gestellt hatten, hat nicht 
gezogen. Im Gegenteil. Trotz seines großen persönlichen 
Opel-Rettungseinsatzes - vielleicht auch deswegen - haben deutlich 
mehr Arbeiter die Union gewählt als ihre einstige Stammpartei. Die 
CDU als Arbeiterpartei - das ist nicht mehr Rüttgers Traum, das war 
gestern Trend.
 Wahlgewinner nach Pluspunkten ist einmal die FDP, deren Rechnung 
aufgegangen ist, ganz auf ihre "Miss Europa" zu setzen. Silvana 
Koch-Mehrin war Westerwelles Sieg-"Argument". Ganz ohne Auswirkung 
wird die Staatshilfen-Skepsis des Vorsitzenden auch nicht gewesen 
sein. Ein zweiter Sieger ist ohne Zweifel die CSU, die Bayern sind 
wieder wer. Man darf wohl davon ausgehen, dass in dem Stimmenzuwachs 
auch eine gute Portion Zuspruch für Wirtschaftsminister zu Guttenberg
steckt, zumal sich ein großer Teil der Wähler erst sehr spät 
entschieden hat. CSU-Chef Seehofer hat seine erste große 
Bewährungsprobe bestanden, Berlin wird die erstarkten Muskeln wohl zu
spüren bekommen.
 Mehr Euro-Spektiker im EU-Parlament, in vielen Ländern schnitten 
Sozialdemokraten schwächer ab - die Folgen dieser Wahl für das 
Straßburger Parlament müssen noch intensiv analysiert werden. 
Deutschland, soviel kann man mit Sicherheit sagen, hat vor allem nach
innenpolitischen Gesichtspunkten gewählt. Trotz des fehlenden 
überragenden Wahlthema fiel die Beteiligung nicht so schlecht aus wie
befürchtet.
 Obwohl die CDU für sich alleine alles andere als ein berauschendes 
Ergebnis erzielte, darf sich Angela Merkel durchaus zu den Gewinnern 
zählen. Mit einem Prozente-Minus musste die Kanzlerin rechnen, weil 
die Voraussetzungen bei der letzten Europawahl wegen der 
Schlechtstimmungs-Phase bei Rot-Grün für die CDU günstiger waren. 
Doch die Aussicht, nach dem Punktestand von gestern der 
schwarz-gelben Wunschpaarung nach dem 27. September ein gutes Stück 
näher gekommen zu sein, überstrahlt eine mögliche Enttäuschung.
 Einen SPD-Kommissar in der EU-Kommission wird es nach Verheugens 
Abtritt nicht mehr geben, diese Prognose ist nicht gewagt. Das 
entscheidende Besetzungswort wird Merkel sprechen. Das schönste 
Wahlzitat des Sonntags stammt von Westerwelle: "Freude schöner 
Götterfunken!"

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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