Westfalenpost: Kommentar zu Ernährung/ Verbraucher/ Lebensmittel/ Aigner/ Verbraucherschutz versagt bei Lebensmitteln/ Warnhinweise auf der Bärchenwurst /Von Susanne Schlenga
Hagen (ots)
Wie wäre es mit einem Warnhinweis auf der Packung Bärchenwurst? Ähnlich dick gedruckt, wie die abschreckenden Sätze auf den Zigarettenpackungen: Achtung, diese Wurst gefährdet die Gesundheit Ihrer Kinder! Ein solcher Schriftzug könnte ebenso auf den Müsli-Riegeln stehen, die mit Ballaststoffen werben, aber Zucker und Fett in sich haben. Oder auf dem süßen Quark, der so wichtig für die Kinderernährung sein soll. Eine solche Warnung wäre das Mindeste, was Verbraucherministerin Aigner angesichts der Foodwatch-Studie, durchsetzen müsste. Seite an Seite mit dem Gesundheitsminister, in dessen Budget die Milliarden Folgekosten falscher Ernährung schon jetzt große Löcher reißen. Kinder mit Altersdiabetes, mit Bluthochdruck und Übergewicht nehmen die Ausgaben, die früher Erwachsene produziert haben, vorweg. Die Kosten trägt die Gesellschaft, das Leiden tragen die Kinder. Der Hinweis der Ministerin, Eltern hätten es in der Hand, Quark und Gemüse zu servieren, klingt nicht nur zynisch, er ist auch noch weltfremd. In unserer konsumorientierten Welt lässt es sich kaum durchsetzen, allen Angeboten zu widerstehen. Eltern müssen auf die Gesundheit ihrer Kinder achten, selbstverständlich. Aber sie müssen sich und die Kinder nicht zu Außenseitern in der Gesellschaft machen, um ihren Anspruch nach gesunder Ernährung durchzusetzen. Die Kritik an den sogenannten Kinderlebensmitteln ist nicht neu. Zum Teil hat sie Wirkung gezeigt, ließen sich Hersteller darauf ein, ihre Rezepturen zu ändern. Was sich aber nicht geändert hat, ist die aggressive Werbung für all das, was Kinder als Kunden sucht. Und über die Eltern findet. Glück, Gesundheit, Sportlichkeit, Spaß - was wird nicht alles versprochen. Dass nichts davon gehalten werden kann und es vor allem darum geht, die Kassen der Hersteller klingen zu lassen, interessiert die Verbraucherministerin nicht. Stattdessen bietet sie der Ernährungsindustrie an, durch Beteiligung an Bewegungsprogrammen Imagepflege zu betreiben. Ein falsches Spiel, zu Lasten der Kinder.
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