Westfalenpost: Kommentar zu Regierung
Röttgen ist raus - Merkels kurzer Prozess
Kanzlerin demütigt die NRW CDU
Von Stefan Hans Kläsener
Hagen (ots)
Es ist kaum 24 Stunden her, da gab einer der mächtigsten grünen Spitzenpolitiker in kleinem Kreis eine Ehrenerklärung für Norbert Röttgen ab: Er habe selten einen so strukturierten und sortierten Bundesumweltminister erlebt, und er schätze die Zusammenarbeit mit ihm sehr. Sein Vorredner war einer der Bosse der großen deutschen Energieversorger, und der sagte das genaue Gegenteil: Beratungsresistent, verschlossen und keinem Argument zugänglich. Er verstünde von der Sache nichts. So widersprüchlich ist das Bild, dass der hinausgeworfene Bundesumweltminister abgab. Er war strategisch von Angela Merkel auf die Grünen angesetzt worden, sollte mit seiner Umweltpolitik den Graben zwischen Christdemokraten und Grünen zuschaufeln. Das gelang ihm, indem er alle Nähe zu den Strom- und Atomkraftbossen mied. Es nützte ihm nichts, dass er diese Mission erfüllte, denn in einer anderen Mission, die er sich selbst erkämpft hatte, scheiterte er desaströs: Der Landtagswahlkampf ging in die Hose. Die nordrhein-westfälische CDU hat seit gestern Nachmittag ein Problem mehr. Ihr Einfluss in Berlin ist nochmals reduziert, der Machtkampf im Lande zwischen dem linken Arbeiterführer Laumann und dem liberalen Laschet zieht sich hin. Hier fehlt: Die Position des Friedrich Merz, des wertkonservativen Wirtschaftskundigen. Die Kanzlerin hat herzlos kurzen Prozess mit Röttgen gemacht, weil es nötig war. Denn er hätte niemals zu Autorität und Reputation im Amt zurückfinden können, nachdem er die größte Volkspartei im größten Bundesland so empfindlich dezimiert hatte. Nun steht mit Peter Altmaier ein treuer Vasall Merkels bereit. Es ist ihr letztes Aufgebot.
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