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Westfalenpost: Timbuktu: Der absolute Tabubruch Von Monika Willer

Hagen (ots)

Wenn Orgeln brennen, Bücher in Flammen aufgehen, Heiligenstatuen zerschlagen oder Grabmäler geschändet werden, reagieren wir mit Entsetzen. Der Bildersturm ist ein abscheuliches Verbrechen. Denn man löscht damit seine eigenen Wurzeln, sein eigenes kulturelles Gedächtnis aus. Wenn derzeit eine Handvoll islamistischer Fanatiker den uralten Moscheen, Mausoleen und Friedhöfen der legendären Wüstenstadt Timbuktu mit Hämmern und Äxten zuleibe rückt, bleibt die Motivation auf den ersten Blick rätselhaft. Denn es handelt sich ja um die Zeugnisse der eigenen Kultur, des eigenen Glaubens, die da pulverisiert werden. Doch wo Fanatismus ins Spiel kommt, ist der Verstand immer ganz weit weg. Bildersturm ist der absolute Tabubruch, und als solcher ist er gemeint. Dabei ist es unerheblich, ob die Täter einer ikonophobischen Religion angehören und sich darauf berufen. Man will gar nicht wissen, wie groß der Hass ist, der jemanden dazu bringt, sowieso baufälliges Welterbe zu vernichten. Jeder, der glaubt, bei solchen Leuten mit Argumenten weiterzukommen, darf als naiv gelten. Aber was hilft sonst? Ohne Bildersturm wären diese Terroristen nur ein namenloser Trupp übler Gesellen in einem vergessenen afrikanischen Land. Die Entrüstung der Weltöffentlichkeit liefert ihnen auch noch die Motivation, weiterzumachen. Die Vernunft bleibt hilflos zurück.

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