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Westfalenpost: Debatte zum Elterngeld: Politisches Geplänkel statt Politik mit Weitblick Von Susanne Schlenga

Hagen (ots)

Kaum ist die Diskussion um die Herdprämie abgeebbt, gerät die nächste "Prämie" in die Kritik. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes nutzt Unionsfraktionschef Kauder (CDU), um das Elterngeld in Frage zu stellen. Weil die Wirkung ausbleibe. Nun lassen Statistiken meist einen breiten Interpretationsrahmen zu. Und es sind berechtigte Zweifel angebracht, ob die nun veröffentlichten Zahlen tatsächlich die Wirkungslosigkeit des Elterngeldes belegen. Doch die Diskussion ist angestoßen. Und das Thema Kind und/oder Karriere bietet eine breite Argumentations-Palette für die jeweilige politische Couleur. Die Einengung des Blickwinkels auf die finanziellen Anreize für eine Familiengründung, also auf die (vermeintliche) Möglichkeit des Staates, sich eine steigende Geburtenrate zu erkaufen, greifen aber zu kurz. Denn Familienpolitik muss längst Gesellschaftspolitik sein. Zu sehr haben sich die Strukturen verändert, sind Grenzen verwischt, Rollenverteilungen verschoben. Der Arbeitsmarkt verlangt Fachkräfte, gut ausgebildete Frauen wollen ihre Abschlüsse nicht für die Schublade machen. Wer arbeiten will - oder auch muss - braucht Unterstützung. Finanziell, aber weit mehr strukturell. Kindertagesstätten, verlässliche Betreuung in Schulen, flexible Arbeitszeiten und ein deutliches Signal aus der Wirtschaft, dass Frauen (und Männer!!) nicht aussortiert werden, wenn sie für die Familie eine Pause machen. Und es braucht ein gesellschaftliches Umfeld, das nicht nur einen Lebensentwurf als akzeptabel ansieht. Denn der Druck ist in jedem Fall hoch, für berufstätige Frauen mit Kindern, für Frauen, die für die Kinder zu Hause bleiben, für Paare, die sich gegen Nachwuchs entscheiden, für die, die darunter leiden, dass sie keine Kinder bekommen. Die Wenn-Dann-Kommunikation von Volker Kauder ist da fehl am Platz. Wie so oft erschöpft sich die Politik im politischen Geplänkel.

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