Westfalenpost: Feine Nadelstiche Von Joachim Karpa
Hagen (ots)
<p>Mit feinen Nadelstichen setzen die Ärzte die Krankenkassen im Streit um höhere Honorare unter Druck. Sie kappen die Kontakte zu den Kassen. Tote Telefone zwischen 8 und 20 Uhr. Ein bemerkenswertes Streikmittel und ein kluger Schachzug. Warum? Weil die Mediziner nicht ausdrücklich betonen müssen, die Kassen und nicht die Patienten mit diesem Dienst nach Vorschrift ärgern zu wollen. Die Ärzteschaft weiß das Wartezimmer in diesem Fall geschlossen hinter sich. </p><p/><p>Längst hat die große Mehrheit der Bundesbürger den Eindruck, dass die Arbeitskräfte im Gesundheitswesen durch bürokratische Auflagen der Krankenkassen über Gebühr in Anspruch genommen werden. Der Papierkrieg frisst die Zeit der Patienten. Buchstäblich. Das Dokumentieren und Erfüllen sinnloser Vorgaben der Bürokraten steht in keinem gesunden Verhältnis zur medizinischen Versorgung. Wer weiß, dass die Kosten der Verwaltung 23 Prozent der Gesamtkosten im Gesundheitswesen ausmachen, wundert sich nicht über das Schweigen der Ärzte. Viel mehr stellt sich die Frage, wie krank dieses Gesundheitssystem ist.</p><p> </p><p>Ob der stumme Protest Wirkung bei den Honorarverhandlungen erzielen wird, bleibt offen. Ein Signal für den Abbau unnötiger Bürokratie ist er allemal. </p>
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