Westfalenpost: So einfach ist die Energiewende nicht geplant Von Lorenz Redicker
Hagen (ots)
Bund und Länder sagen jetzt also, sie wollten besser zusammenarbeiten bei der Energiewende. Aber wird diese wohlfeile Ankündigung auch umgesetzt? Und wenn ja: Wie? Nehmen Bayern und Baden-Württemberg ihre sehr ambitionierten Ausbaupläne zurück? Oder verzichten die Nordländer auf geplante Riesen-Windparks in Nord- und Ostsee? Bei denen es - nicht nur nebenbei bemerkt - seit Jahren zu Verzögerungen kommt. Genau das ist ja eines der großen Probleme bei der Energiewende: So einfach lässt sie sich nicht planen. Solange es nur ein paar Versorger im Land gab und Strom überwiegend zentral in Großkraftwerken produziert wurde, verlief die Planung unproblematisch. Jetzt, da Strom zunehmend dezentral erzeugt wird, da Privatleute sich eine Solaranlage aufs Dach setzen oder ein Mini-Blockheizkraftwerk in den Keller stellen und dann noch die Wahl haben, ob sie den Strom selbst verbrauchen (was die Netze entlastet) oder lieber verkaufen, da auch Handelsketten und kleine Gewerbetreibende auf diese Idee kommen und Landwirte sowieso - auch für sie ist der selbst produzierte Strom billiger als der vom Versorger -, wird die Lage unübersichtlicher, die Planung schwieriger. Zumal die technische Entwicklung eine erhebliche Rolle spielt und jeden Plan Makulatur werden lassen kann. Etwa, weil Off-Shore-Windkraft plötzlich teurer ist als Solarstrom, weil man nicht weiß, wann und zu welchen Kosten dezentrale Stromspeicher zur Verfügung stehen werden und ob und wie man überschüssigen Wind- und Solarstrom verwerten kann. Zu viele Fragen, zu wenig Antworten. Es ist richtig, die Energiewende benötigt eine bundesweite Planung. Was aber nicht heißt, dass diese Pläne unverrückbar sind. Bisweilen sind sie schneller überholt als aufgestellt.
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