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Westfalenpost: An den Behinderten vorbei Von Wilfried Goebels

Hagen (ots)

Recht haben und Recht bekommen ist oft zweierlei. Behinderte haben ein verbrieftes Recht auf gleiche Teilhabe am Arbeitsleben wie nicht behinderte Menschen. Die Praxis sieht anders aus: Die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt bleibt die Ausnahme, die Behinderten-Werkstatt die Regel. Mit dem Ziel der Inklusion in NRW hat das wenig bis nichts zu tun.

Der Konjunkturaufschwung ist an den Behinderten vorbeigegangen. Bei der Suche nach olympiareifen, jungen Leistungsträgern sind Menschen mit Handicap schlicht übersehen worden. Viele Arbeitsplätze aber könnten mit Behinderten besetzt werden, wenn Vorurteile über deren geringe Leistungsfähigkeit ausgeräumt würden.

Wenn Inklusion nicht zur Propaganda schrumpfen soll, muss sie mit Leben erfüllt werden. Dazu gehören fest terminierte Zielvereinbarungen mit der Wirtschaft, Qualifizierungsmaßnahmen und gezielte Förderinstrumente. Vor allem aber braucht es mehr Fantasie in Betrieben, Arbeitsplätze für Behinderte umzurüsten.

Die Ausgleichsabgabe missverstehen viele Firmen als bequeme Ablasszahlung. Das aber widerspricht dem Sinn des Gesetzes. Dabei hat das Land durchaus Mittel, die Beschäftigungsquote von Behinderten anzuheben. So kann im Vergaberecht die Erteilung öffentlicher Aufträge an die Erfüllung der Beschäftigungspflicht gekoppelt werden.

Auch könnte durch zusätzliche Anreize die Ausbildungsquote erhöht werden. Entscheidend bleibt abseits aller Gesetze aber eine Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung. Behinderte haben den Anspruch auf berufliche Teilhabe - Inklusion muss von Sonntagsreden endlich auf den Alltag übertragen werden.

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