Westfalenpost: Kultur-Skandal Von Andreas Thiemann
Hagen (ots)
Bei der Soester Wiesenkirche ist das Unheil buchstäblich mit den Händen greifbar: Die radikalen Kürzungspläne der NRW-Landesregierung bei der Denkmalpflege bedrohen die unbedingt notwendige Restaurierung eines der wertvollsten Architekturschätze Südwestfalens. Die Düsseldorfer Ankündigung, die Förderung in absehbarer Zeit komplett einzustellen, ist daher nichts weniger als ein Kulturskandal erster Güte.
Dabei geht es um ein Sparvolumen von vergleichsweise lächerlichen 0,03 Prozent des Landeshaushaltes. Sage also niemand, hier werde nennenswert wirkungsvoll auf die Schuldenbremse getreten. Offenbar missverstehen die zuständigen Politiker die Denkmalpflege als eine missliche Belastung, derer man sich durch kurzes Abhaken entledigen kann. Doch mitnichten! Die Denkmalpflege ist eine unbedingte staatsbürgerliche Verpflichtung gegenüber der Vergangenheit wie auch gegenüber der Zukunft. Sie steht niemals zur Disposition einer verantwortungsvollen, aufgeklärten Politik.
Wer sich zur erbauten Identität seines Landes nicht bekennt, läuft Gefahr, die sinnstiftende Bedeutung von Heimat grundsätzlich in Frage zu stellen. Gerade auch am Beispiel der Soester Wiesenkirche wird sich das sehr deutlich ablesen lassen. Und die Bürger werden ihre Volksvertreter dabei sehr genau im Auge behalten.
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