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Westfalenpost: Appell an den Instinkt Von Stefan Hans Kläsener

Hagen (ots)

Eine womöglich entscheidende Weichenstellung, wer unser Land nach der Bundestagswahl im September regiert, ist gestern erfolgt. Und zwar nicht in Augsburg, wo sich der gebeutelte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im Beifall der Genossen sonnen durfte, sondern in Berlin. Dort gründete sich die Alternative für Deutschland. Sie möchte mit einem klaren Anti-Euro-Kurs zur Bundestagswahl antreten.

Der Gedanke ist so naheliegend wie verführerisch: Hätten wir uns die Ängste und Sorgen um den Euro nicht ersparen können, wenn wir an der D-Mark festgehalten hätten? Peer Steinbrück würde darauf vermutlich schnodderig mit "Hätte, hätte - Fahrradkette" antworten. Es ist in der Tat vergossene Milch, sich theoretisch zurechtzuträumen, wie sich eine D-Mark im Währungswirrwarr geschlagen hätte.

Sicher dagegen ist: Gerade mittelständische Unternehmen, wie wir sie in Südwestfalen zuhauf haben, sehen im Euro einen Garanten für bessere Bedingungen im internationalen Warenverkehr. Das Risiko von Währungsschwankungen, die Marktchancen erheblich eintrüben können, ist dadurch reduziert. Und kaum einer der bodenständigen Unternehmer hierzulande möchte bei dem Abenteuer dabei sein, einem Volkswirtschaftsprofessor in ein völlig unkalkulierbares Ausstiegsszenario zu folgen. Den Experten gegenüber, das haben die vergangenen Krisenjahre deutlich gemacht, ist eine gesunde Skepsis angebracht.

Aber es ist verführerisch, weil es naheliegend ist: Ohne Euro wären wir manche Sorgen los. Wie viele Wähler der Alternative für Deutschland im September instinktiv folgen werden, kann niemand vorhersehen. Sicher ist dagegen, dass damit der derzeitigen Koalition Schaden entsteht. Möglicherweise entscheidender Schaden.

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