Westfalenpost: Westfalenpost zum Friedensnobelpreis
Hagen (ots)
<p>Damaskus ist eine bezaubernde Stadt mit einem romantischen Suq, einer prächtigen Omaijaden-Moschee und Boulevards mit Boutiquen und Luxusgeschäften. Die Stadtgesellschaft ist hoch gebildet, selbstverständlich mehrsprachig, und die Frauen kleiden sich nach der neuesten internationalen Mode. War der Libanon einmal die Schweiz des Nahen Ostens, so war Damaskus sein Paris.</p><p/><p>War. Denn seit der Bürgerkrieg in der Millionenstadt tobt und sich von den Vororten bis in Teile des Zentrums hineingefräst hat, ist alles anders. Und nichts ist mehr, wie es war, seit in der fruchtbaren Oase Ghuta im Umland der syrischen Hauptstadt Giftgas eingesetzt wurde, an dem eine nach wie vor unbekannte Zahl von Menschen qualvoll starb. Noch immer weiß niemand genau, wer dafür die Verantwortung trägt. Klar ist nur, dass es Teile des Militärs waren, auf wessen Geheiß auch immer.</p><p/><p>Seitdem steht Damaskus als Synonym für Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und seitdem hat die Weltöffentlichkeit das schlummernde Risiko der Chemiewaffen neu im Bewusstsein. Schon immer war die Verleihung des Friedensnobelpreises ein Barometer für öffentliche Erregung. Und welche politischen Probleme als nächste angegangen werden müssen, hat immer auch damit zu tun, worüber sich die Menschen am meisten aufregen. Hunger? Umweltkatastrophen? Die Rechte der Armen? Frieden unter Erzfeinden? Gleichberechtigung der Frauen? Das Friedensnobelpreiskomitee in Oslo, ohnehin mit Politikern besetzt, hat immer auch politisch entscheiden. Es gäbe viele, die den Preis ebenfalls verdient hätten. Es steht aber außer Frage, dass der Einsatz der Chemiewaffen-Kontrolleure preiswürdig ist.</p>
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