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Westfalenpost: Beutekunst

Hagen (ots)

<p>"Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen." William Faulkners berühmter Satz ist mehr als 60 Jahre alt, aber in diesen Tagen aktuell: Während 20 000 Dortmunder wegen der Entschärfung einer Weltkriegsbombe ihre Wohnungen verlassen müssen, platzt die Bombe um den in München entdeckten Kunstschatz. Die Umstände des Fundes sind so spektakulär wie die Menge der Bilder und ihre Qualität. Kunstfreunde würden die teils unbekannten Werke großer Meister gern bald in einer Ausstellung sehen. Aber zur Freude gesellt sich Frust, denn dazu wird es kaum kommen. Bis Juristen die Besitzverhältnisse geklärt haben, dürften viele Jahre vergehen. </p><p/><p>Dass Museen, denen die Nazis die "entartete Kunst" von den Wänden räumten und von Kunsthändlern wie dem Vater des jetzigen Eigentümers verkaufen ließen, etwas zurückbekommen, ist eher unwahrscheinlich. Und ob Erben früherer privater Eigner zum Zug kommen, ist auch offen. Die Vereinbarungen über Raubkunst, die 1998 in Washington getroffen wurden, betreffen nur öffentliche Sammlungen, die ihre Verantwortung zu lange ignorierten. Sehr viel wurde zu spät aufgearbeitet, nun ist manches verjährt. In Ruhe lassen wird uns die Geschichte noch lange nicht. Aber Ausgleichszahlungen für Enteignungen über 200 Jahre hinweg, wie sie die deutschen Kirchen kassieren, müssen kein Vorbild sein.</p>

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