Westfalenpost: Die gefühlte Unsicherheit Von Andre Schweins
Hagen (ots)
Die Unbilden unseres Gesundheitswesens sind im Rettungswagen angekommen. Es ist in mehrfacher Hinsicht bedenklich, wenn ein Patient ohne akute Not den Rettungsdienst ruft - um so schneller in die Obhut eines Arztes zu gelangen. Es ist zu einfach, dieses Vorgehen ausschließlich deshalb anzuprangern, weil die unnötig gebundenen Rettungskräfte zeitgleich an anderen Orten bei dramatischen Lagen fehlen könnten.
Grundsätzlich ist zu fragen: Was nötigt den Patienten überhaupt zu solchen objektiven Verfehlungen? Es hat zu tun mit einer gefühlten Unsicherheit. Wo die ärztliche Versorgung als mangelhaft wahrgenommen wird, da helfen keine Überzeugungskünste der Verantwortlichen, die sich auf Statistiken stützen. Der Bürger in gefühlter Not sucht Hilfe - und ruft auch den Rettungswagen.
An mahnenden Worten zu dieser Praxis hat es in der Vergangenheit nicht gemangelt. Denn der überflüssige Notruf könnte für den Verursacher schlimmstenfalls die Übernahme der Kosten bedeuten. Überzeugungskraft hatte diese eher theoretische Drohung nicht. Im Gegenteil. Auch der jüngste Streit über die richtige Strategie, schnellere Facharzt-Termine zu ermöglichen, wird von den Bürgern nicht als System-Entspannung registriert. Auf diesen Feldern muss die gefühlte Sicherheit wiederhergestellt werden. Fürwahr ein komplizierter Wunsch.
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