Westfalenpost: Ein Kommentar von André Schweins zur Diskussion über das G8- oder G9-Abitur
Hagen (ots)
Runder Tisch zu einem höchst unrunden Thema: Die Frage nach gesellschaftlichem Konsens zum G8-Abitur ist wenigstens ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Immer früher eingeschulte Kinder legen als Teenager ein Turbo-Abitur ab. Um dann ein Turbo-Studium anzuschließen und als 23-Jährige dem Arbeitsmarkt bereits als Führungskräfte mit Lebenserfahrung und Rückgrat zur Verfügung zu stehen? Wohl kaum. Die gesellschaftliche Realität hat dieses vermeintlich so fortschrittliche Turbo-Denken, das bei europäischen Nachbarn in Grundzügen klug abgeschaut worden sein soll, längst kassiert. Lerninhalte konnten gar nicht so stark gestrafft werden, dass in acht Jahren am Gymnasium nicht doch ein zu großer zeitlicher Mehraufwand von den Schülern eingefordert worden wäre. Folge: Das Freizeitbudget der jungen Menschen ist zum überschaubaren Gut geworden - notgedrungen. Die Persönlichkeitsentwicklung fördert das eher einseitig. Der Hinweis auf ein alternativ ja mögliches Gesamtschul-Abitur nach neun Jahren ist keinesfalls die sortenreine Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9. Es stülpt dem Schulsystem, das durch die Reaktionen auf den demografischen Wandel bereits zur komplizierten Umbau-Abbau-Fusions-Baustelle geworden ist, eine wenig förderliche Parallelstruktur über, die es zu korrigieren gilt. Denn Wanderbewegungen während der Schulzeit und wenige G9-Modellgymnasien helfen nicht weiter. Bei aller Notwendigkeit, dass der Nachwuchs möglichst früh dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen sollte: Eine solide Ausbildung muss das Fundament bleiben. Und die benötigt klare Strukturen. Ein "Weiter so" wäre ebenso falsch wie ja auch denkbare Unterrichtskürzungen - die würden die Qualität spürbar verschlechtern.
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