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Westfalenpost: Jedes Kind soll wissen dürfen, wer sein Vater ist
Kommentar von Monika Willer zum BGH-Urteil über Spenderkinder

Hagen (ots)

Kinder haben Anspruch darauf zu erfahren, wer ihr Vater ist - unabhängig vom Alter. Ein anderes Urteil hätte der Bundesgerichtshof gar nicht sprechen können. Natürlich ist es ein Segen, wenn Paare mit unerfülltem Kinderwunsch heute auf eine Samenspende zurückgreifen können, um dennoch Eltern zu werden. Ungewollte Kinderlosigkeit kann ein Leben lang zutiefst belasten. An die 100.000 Kinder allein in Deutschland sind per Samenspende gezeugt. Soweit die Sicht der Eltern. Das so gezeugte Kind hingegen weiß nicht nur nicht, wer sein Vater ist, dem es im Lauf seines Lebens in allen möglichen Situationen begegnen kann. Das Kind weiß auch nicht, wer seine Geschwister sind, was ebenfalls zu verzweifelten Verwicklungen führen kann. Dass die Befürworter einer Auskunftssperre argumentieren, hier ginge es nur um Unterhalts-Abzocke, ist lächerlich angesichts des Leides und der Entwicklungsstörungen, die Lügen und Vertuschungen verursachen können. Denn auch kleine Kinder denken schon darüber nach, wo sie herkommen, wie die Richter treffend bemerkten. Die Reproduktionsmedizin bringt familienethisch alles durcheinander. Dabei basiert unsere ganze Ordnung auf dem System Familie mit seinen Fürsorge- und Verantwortungsstrukturen. Selbst wenn diese Rollen in modernen Patchwork-Familien längst erfolgreich sozial statt biologisch definiert werden, durch engagierte Stiefväter und Stiefmütter ist die Genetik kein Faktor, der sich auf Dauer ungestraft ignorieren lässt. Deshalb sollte das Kindeswohl gerade in der Reproduktionsmedizin im Vordergrund stehen. Größtmögliche Transparenz hilft dabei. Auch einem anonymen Samenspender muss klar sein, dass dadurch ein Kind entsteht. Sein Kind.

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