Westfalenpost: Bahnstreik
Hagen (ots)
<autorenzeile><autor> </autor></autorenzeile><p>Die Rede ist vom Stellungskampf, von Machtspielchen eines einzelnen Gewerkschafters, vom tarifpolitischen Amoklauf: Der Geist der Mehrheit, der Mainstream der Nachrichtenführer im Land, ist sich offenbar einig. Die Lokführer der GDL gehören, bildlich gesehen, ans Kreuz genagelt. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und sein Kabinettskollege aus Bayern, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), reden Hand in Hand den betroffenen Bahnkunden nach dem Mund. Populäre Töne sind den Volksvertretern nicht fremd. Nicht nachvollziehbar sei der Streik, er bringe den Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr.</p><p/><p>Stopp. </p><p/><p>Ja. Es reicht. Der Streik nervt. Arbeitnehmer, die pendeln ebenso wie die Reisenden, deren Züge nie abfahren und nie ankommen. Auch gehört die Diskussion über die Verhältnismäßigkeit im Tarifstreit dazu. Aber reichen Ärger und Beschwernisse aus, so mit brachialer Wortgewalt auf die Lokführer einzudreschen? Bemerkenswert: Über ihre Arbeitsbedingungen wird kein Wort verloren. Nicht einen Satz gibt es vom Vorsitzenden der Sozialdemokraten über die Überstunden, die bei den Lokführern ins Endlose gehen.</p><p/><p>Die GDL will eine Begrenzung, will eine Senkung der Belastung, will Schichten, die keinen Raubbau mit der Gesundheit betreiben. Beispiel gefällig? Ein Lokführer, 24 Jahre alt, seit drei Jahren im Dienst, stationiert in Dortmund, hat 544 Überstunden angesammelt. Er könnte im August seine Arbeit für dieses Jahr einstellen. Darüber will die Bahn nicht reden. Nicht Gabriel, nicht Dobrindt. Die GDL kämpft für ihre Mitglieder. Das ist ihr gutes Recht. Und nicht der Untergang des Abendlandes.</p>
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