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Westfalenpost: Zeichen für eine höchst ungesunde Entwicklung Von Andreas Thiemann

Hagen (ots)

Nun ist in diesen Tagen reichlich oft in der VW-Konzern-Spitze vom Klima, beziehungsweise vom Klima-Wandel die Rede. Und die Verantwortlichen meinen damit erst in zweiter Linie die umweltschädigenden Folgen ihrer Abgas-Manipulationen. Nein, bei dieser neuen Klima-Debatte geht es um das Fremdwort Compliance. Dieser Begriff wird gern in Führungsetagen verwendet, sorgt an der Basis aber eher für ratlose Gesichter.

Compliance besagt, dass man sich untadelig, vorschriftsmäßig und ethisch korrekt verhalten soll. Im Grunde genommen also eine Selbstverständlichkeit quer durch alle gesellschaftlichen und innerbetrieblichen Ebenen hindurch. Bei VW ist ein vorgegaukeltes Compliance-Klima offenbar mehr und mehr einem Klima der Angst gewichen. Es galt, nicht dem offenen Vertrauen, sondern vielmehr der unbedingten Vertraulichkeit verpflichtet zu sein. Der Konzern ist in diesem Sinne nicht als bloßer Arbeitgeber zu verstehen, er hat den Rang einer Familie. Und diese gilt es, koste es, was es wolle, zu schützen - und nicht etwa anzuschwärzen.

Derlei Verhaltensmuster sind allerdings nicht allein VW-relevant. Es könnte sich also schon sehr schnell herausstellen, dass das Wort Compliance auch andernorts nichts weiter als eine leere Hülle darstellt. Es ist wohl dem schier ungezügelten Profitstreben geschuldet, dass ethische Maßstäbe im Handeln und Behandeln auf dem Altar der Gewinn-Interessen geopfert werden.

Der Neo-Kapitalismus hat am Beispiel VW gezeigt, dass betrügerisch erzielte Zuwächse über Nacht schon zu Milliarden-schweren Verlusten führen können. So wird Volkswagen nicht nur zum leuchtenden Menetekel für eine Branche, sondern für das ganze System.

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