Westfalenpost: Martin Korte zur Afghanistan-Politik: Das Scheitern am Hindukusch
Hagen (ots)
Wenn es stimmt, dass Deutschlands Sicherheit auch am Hindukusch verteidigt wird - so wie der ehemalige Verteidigungsminister Struck einst fabulierte - dann lässt die aktuelle Lage in Kundus nur einen Schluss zu: Deutschland ist in Afghanistan gescheitert. So wie schon vorher die Russen, die Amerikaner und die Nato gescheitert sind.
Afghanistan wird von den Taliban gerade schrittweise in Schutt und Asche gelegt, zum Teil mit der Unterstützung der paschtunischen Bevölkerung. Kundus ist unsicherer denn je. Die Regierung in Kabul erweckt nicht den Eindruck, als könne sie auch nur im Ansatz für Stabilität sorgen. Kundus' Fall forciert den Vertrauensverlust der Einwohner in die Führung. Die Menschen leiden schrecklich - und fliehen, vorzugsweise nach Europa.
Es ist die Aufgabe der Politik, aus Fehlern zu lernen. 54 deutsche Soldaten sind in Afghanistan gefallen - und jetzt kündigen die Taliban an, bald die Hauptstadt einnehmen zu wollen. Wir sind also keinen Schritt nach vorn gekommen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder raus aus dem Land, und zwar so schnell wie möglich. Oder eine internationale, nachhaltige Großoffensive gegen die Taliban. Sie wäre zeitaufwendig, wahrscheinlich verlustreich und teuer. Aber Halbherzigkeit ist ein Fehler. Einer, den schon zu viele gemacht haben.
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