Westfalenpost: Der Preis der Autohörigkeit Von Harald Ries
Hagen (ots)
Sind deutsche Autokäufer für VW Kunden zweiter Klasse? So sieht es aus, wenn der Wolfsburger Konzern von mehr als 100 000 amerikanischen Dieselfahrern die Betrügerautos zurückkauft, während die meisten europäischen Opfer der Manipulations-Software mit einem Update und einem Billigteil abgespeist werden. Dahinter steckt jedoch keine unterschiedliche Wertschätzung der Kundschaft. Das Unternehmen tut in jedem Fall nur, was es unbedingt muss. Und das ist in Europa eben nicht so viel. Dafür ist vor allem Deutschland verantwortlich. Die Umwelt mag zwar theoretisch ein hohes Gut sein, aber wenn es um Grenzwerte für Kfz-Emissionen ging, betätigten sich Bonner und Berliner Regierungen stets als Lobbyisten der heimischen Industrie. Die Autobranche ist eben sehr wichtig hierzulande. Deshalb sind US-Abgasnormen strenger und lassen sich nicht mit ein paar Handgriffen erreichen. Deshalb dürfen die Hersteller immer noch offizielle Verbrauchswerte angeben, von denen jeder weiß, dass sie völlig unrealistisch sind. Unter dieser Autohörigkeit der Politik leiden die Gesundheit der Bevölkerung und ihr Geldbeutel, das Weltklima und am Ende sogar die deutsche Industrie, die vor lauter Schutz aktuelle technische Entwicklungen zu verschlafen droht.
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