Westfalenpost: Christian Kerl zum Wirtschaftswachstum
Hagen (ots)
Die läuft und läuft und läuft: Die deutsche Wirtschaft ist so kräftig in dieses Jahr gestartet, dass auch Fachleute staunen. Tariferhöhungen, Niedrigzinsen und die steigende Beschäftigung haben die Konsumfreude angeheizt, wegen der Flüchtlinge gibt auch der Staat mehr aus. Deshalb ist das Wachstum stark wie seit zwei Jahren nicht mehr: Ein Grund zur Freude, aber nicht zum Zurücklehnen. Es spricht wenig dafür, dass alles weiter so gut läuft. Mal abgesehen von den internationalen Risiken, die wir kaum beeinflussen können - auch im Inland sind die Voraussetzungen für den Erfolg des deutschen Modells gefährdet. Gemessen an seinen Möglichkeit betreibt der Staat viel zu wenig Zukunftsvorsorge. Er schwimmt in Steuereinnahmen, investiert trotzdem zu wenig in Bildung und Infrastruktur. Das dürfte sich bald rächen. Kaputte Straßen, marode Eisenbahnbrücken und heruntergekommene Schulgebäude belegen zudem, wie das öffentliche Vermögen auf Verschleiß gefahren wird. Und auch die Wirtschaft hält sich seit Jahren mit Investitionen zurück. Statt hierzulande Fabriken zu modernisieren oder neue Werkshallen zu eröffnen, investiert sie lieber im Ausland. Aber wann, wenn nicht in diesen guten Zeiten, sollte diesem gefährlichen Trend gegengesteuert werden? Chancen, die Grundlagen für das Wachstum von morgen zu schaffen, gibt es genug. Ein Beispiel nur: Beim Zugang zu schnellem Internet droht Deutschland international den Anschluss zu verlieren. Höchste Zeit umzusteuern. Die Politik darf sich nicht von guten Wirtschaftsdaten einlullen lassen - sie muss den Schwung nutzen für einen Aufbruch, der Wachstum auch morgen sichert.
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