Westfalenpost: Martin Korte zur Kandidatur von Angela Merkel
Hagen (ots)
Angela Merkel macht keine halben Sachen. Sie will nicht in die deutsche Geschichte eingehen als die Bundeskanzlerin, die an der Flüchtlingskrise gescheitert ist. Einfach aufzuhören, ab und zu ein paar Vorträge zu halten und die Pension zu kassieren - das entspricht nicht dem Wesen der zähen Vollblutpolitikerin aus der Uckermark. Sich in turbulenten Zeiten aus der Verantwortung zu stehlen - das passt nicht in ihr Bild. Merkel, wer denn sonst!? Auch die Gegner in den eigenen Reihen müssen einräumen, dass die Union derzeit keinen anderen geeigneten Kandidaten mit Erfolgsaussichten aufbieten kann. Trump, Putin, Erdogan: In einer Welt, die aus den Fugen zu geraten scheint, brauchen wir einen Stabilitätsanker, einen besonnenen, respektierten und erfahrenen Polit-Profi. Haben CDU und CSU einen anderen, der in dieses Anforderungsprofil passt? Nein! Allerdings: Den Mythos der Unbesiegbarkeit hat Angela Merkel eingebüßt. Ihr sind Fehler unterlaufen, sie hat das Gespür für die Stimmung in der Bevölkerung verloren, von ihrem "Wir schaffen das" fühlen sich viele Menschen mental überfordert. Merkel hat Vertrauen zerstört. Deshalb steht der 62-Jährigen der schwierigste Wahlkampf ihrer Laufbahn bevor. Es wird nicht reichen, die Sorgen und Ängste zu registrieren; sie müssen sich auch in politischen Handlungen niederschlagen. Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahren verändert, Merkel darf nicht stehen bleiben. Sie muss ein Leitbild für unser Land entwickeln. Eine Kanzlerin, die in ihrer vierten Amtszeit aus ihren Fehlern gelernt hat, dürfte dann aber nicht die schlechteste Option sein für das wichtigste Amt im Staat.
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