Westfalenpost: Armuts- und Reichtumsbericht
Hagen (ots)
Deutschland ist ein reiches Land. Dennoch steigt die Zahl der überschuldeten Haushalte seit Jahren; weder die wachsende Zahl an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen noch der Mindestlohn - dessen Einführung notwendig und richtig war - haben daran etwas ändern können. Armut in einem reichen Land kann und muss bis zu einem gewissen Maß hingenommen werden. Aber sie darf kein Massenphänomen werden, und Armut darf sich nicht reproduzieren. Wenn jeder sechste als armutsgefährdet gilt, jeder zehnte überschuldet ist und jeder zwanzigste hoch verschuldet, wenn Hartz-IV-Karrieren schon im Kindesalter angebahnt werden - dann ist etwas faul. Zumal sich die Armut in armen Städten, in armen Stadtvierteln ballt und weiter verfestigt. Chancengleichheit - eine der Grundlagen unseres Sozialstaats - ist so nicht mehr gegeben. Der Staat ist gefordert. Einmal muss die individuelle Armut bekämpft werden - etwa durch einen gerechten Familienlastenausgleich, der Alleinerziehende und Kinderreiche merklich besserstellt. Zum anderen müssen wir die Kommunen endlich wieder handlungs- und gestaltungsfähig machen. Wenn marode Schulen schon den Jüngsten die Chance auf Aufstieg nehmen, ist das ein Armutszeugnis.
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