Westfalenpost: Abscheuliche Menschenverfolgung
Kommentar von Martin Korte zu den Anschlägen in Ägypten
Hagen (ots)
Erstes Gefühl: Wut. Zweite Empfindung: Ohnmacht. Mordend zieht der sogenannte Islamische Staat durch die Welt, tötet wahllos Männer, Frauen und Kinder. Ratlos blicken wir auf die Bilder der Opfer. Immer wieder. Immer öfter. Es entspricht dem perfiden Kalkül des IS, ausgerechnet in der Osterzeit mit Anschlägen auf Kirchen einen weiteren abscheulichen Tiefpunkt der modernen Christenverfolgung zu setzen. Das Ziel wählten die Extremisten mit Bedacht: Ägypten ist ein fragiler Staat, der die Sicherheit der Bevölkerung nicht garantieren kann. Islamisten treffen dort auf einen antichristlichen Nährboden. Die koptische Minderheit, immerhin neun Millionen Menschen, wird schon lange verfolgt; der Staat schützt sie nicht ausreichend. In drei Wochen will Papst Franziskus das Land besuchen - mehr öffentliche Aufmerksamkeit geht nicht. Auch wenn der IS sich militärisch gerade auf dem Rückzug befindet, müssen wir uns darauf einstellen, dass er als Idee weiterleben wird. Es ist daher zwingend erforderlich, dass wir hierzulande unsere Sicherheitsinfrastruktur ausbauen. Zudem müssen wir die Verfolgung von Minderheiten in anderen Ländern benennen und Druck auf Staaten ausüben, die rücksichtslos gegen Andersdenkende vorgehen. Wer diesen Nationen Waffen liefert, macht sich mitschuldig. Allerdings wäre es falsch, mit einer "Wir gegen die"-Mentalität (Christentum gegen Islam) zu antworten. Dann hätte der IS sein Ziel erreicht. Aber von gemäßigten Muslimen dürfen wir schon erwarten, dass sie sich eindeutig von den Gewalttaten distanzieren. Nein, distanzieren ist zu wenig: Sie müssen sie offen ablehnen und verdammen. Ja, es geht auch um Christen. Vor allem aber geht es um Menschen.
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