All Stories
Follow
Subscribe to Westfalenpost

Westfalenpost

Westfalenpost: Torsten Berninghaus zum Wisent-Projekt

Hagen (ots)

Dass der Streit um die Wisente heute den Bundesgerichtshof und damit das höchste deutsche Gericht beschäftigt, ist bezeichnend. Es zeigt, wie tief der Riss ist, der durch unsere Region führt. Wittgenstein und Sauerland stehen sich gegenüber. Das liegt auch daran, dass Prognosen, die dieses viel beachtete Auswilderungsprojekt möglich gemacht haben, nicht eingetroffen sind oder Zusagen gebrochen wurden: Lange Zeit wurde ausgeschlossen, dass es zu Tier-Mensch-Begegnungen kommen könnte. Heute wissen wir: Es gibt diese Begegnungen. Deshalb ist die Auseinandersetzung vor Ort emotional. Und darüber hinaus fundamental. Auf der Sachebene geht es darum, ob die Hinterlassenschaften der Kolosse als Dung oder als Losung zu bezeichnen sind. Dahinter steckt die Frage, ob es sich bei der Herde am Rothaarkamm um mangelhaft beaufsichtigte Rindviecher oder um seltene und somit schützenswerte Wildtiere handelt. Die Juristen unterscheiden folgerichtig zwischen den Rechten der privaten Waldbesitzer und den Interessen des Artenschutzes. Im Kern aber geht es um die Frage, ob unsere Kulturlandschaft derlei archaische Kreaturen, die seit mehr als 100 Jahren allenfalls in Zoos anzutreffen waren, noch verträgt. Oder besser: ob wir diese in unseren Nutzwäldern mit ihren vielfältigen Funktionen zulassen wollen. Berechtigte wirtschaftliche Interessen prallen auf eine romantische Vorstellung von Ursprünglichkeit. Am Ende hilft es vielleicht, die Perspektive zu wechseln. Was werden unsere Kindeskinder wohl über den heutigen Tag sagen? Werden Sie sagen: "Damals wurde die Schnapsidee einer Bison-Herde in Tannenschonungen beerdigt." Oder: "Damals wurde ein kleines Stück Ursprünglichkeit in unsere heutige auf Effizienz getrimmte Hoch-Zivilisation gerettet."

Pressekontakt:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

Original content of: Westfalenpost, transmitted by news aktuell

More stories: Westfalenpost
More stories: Westfalenpost
  • 11.11.2018 – 20:20

    Westfalenpost: Jens Helmecke zu Friedrich Merz

    Hagen (ots) - Friedrich Merz hat nicht erst seit seinem Auftritt am Wochenende beim CDU-Kreisparteitag in seiner Sauerländer Heimat den Status einer "Lichtgestalt". Dennoch war nicht selbstverständlich, dass der weltgewandte Jurist und Wirtschaftslobbyist uneingeschränkte Zustimmung einsammeln konnte. Der Erfinder der "Bierdeckel-Steuer" gilt in der Bevölkerung nach wie vor vielen als Neoliberaler, auch wenn er sich ...

  • 09.11.2018 – 21:57

    Westfalenpost: Jens Helmecke zu Kettler

    Hagen (ots) - Die Legende vom Kettcar lebt vorerst weiter. In buchstäblich letzter Sekunde haben die um die Rettung des Traditionsunternehmens Kettler aus dem westfälischen Ense bemühten Beteiligten die Kurve bekommen. Dass dies nur möglich war, weil die Bezirksregierung Arnsberg in ihrer Funktion als Aufsichtsbehörde der Heinz-Kettler-Stiftung die Spitze dieser Institution - beinahe zu spät - entmachtete, ist für ...