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Westfalenpost: Eine Liebeserklärung Die erste Enzyklika des neuen Papstes

Hagen (ots)

Von Andreas Thiemann
Das politische Machtinstrument der Kirche in dieser Welt ist die 
Liebe. Aus ihr leiten die Christen ihre gesellschaftlichen Aufgaben 
ebenso wie auch ihre grundsätzlichen Glaubensüberzeugungen ab: Dies 
ist die Kernaussage der ersten Enzyklika von Papst Benedikt XVI., die
jetzt unter dem Titel "Gott ist Liebe" (Deus Caritas est) 
veröffentlicht worden ist.
 Seit seiner Wahl vor neun Monaten hat der deutsche Papst immer 
wieder die Bedeutung der Liebe gerade in unserer Zeit betont. Im 
Grunde genommen transponiert Benedikt damit "Das Hohelied der Liebe" 
aus dem 1. Korintherbrief des Paulus (13, 1-13) in unsere moderne 
Lebensgegenwart. Ebenso wie Johannes, aus dessen Evangelium der Papst
den Titel seiner Enzyklika wörtlich übernommen hat (1. Joh., 4, 16) 
ist ja auch für Paulus die Liebe das einzig wahre Menschen-Fundament 
der Kirche. Aus der Gottesliebe leitet sich die Nächstenliebe und 
auch die Liebe zwischen Mann und Frau unmittelbar ab; wer das erkennt
und diesem folgt, wird als Christ auch den politischen 
Herausforderungen von Armut, Not und Krieg in angemessener und 
gerechter Weise begegnen können.
 Die erste Enzyklika des Papstes ist theologisch derart unumstritten,
dass selbst die eher kritische Basisbewegung "Wir sind Kirche" an 
Benedikts Auslegungen nichts zu mäkeln findet, sondern in ihnen sogar
ein gewisses "Hoffnungszeichen" erkennen mag. Vormals ein für manche 
allzu strenger Glaubenswächter im Kardinalsamt, scheint sich der 
Papst nun sehr viel deutlicher und auch milder in der Rolle des 
Seelsorgers zu orientieren.
 Natürlich redet er nicht einer freien oder gar beliebigen Sexualität
das Wort. Mit seinem Hinweis "In Wirklichkeit lassen sich Eros 
(begehrende Liebe) und Agape (schenkende Liebe) niemals ganz 
voneinander trennen" anerkennt der Papst aber nun immerhin auch eine 
erotische Komponente im Liebesbegriff, die in der Kirchengeschichte 
nur allzu oft und entsprechend verhängnisvoll mit dem Stichwort der 
"Leibfeindlichkeit" verdrängt worden ist.
 Hier hat offenbar - jedenfalls auf der soliden Basis der Ehe - ein 
Umdenken im Vatikan stattgefunden, dem ein erster Hauch von 
liberalerer Haltung in Bezug auf die Sexualität zwischen Mann und 
Frau anhaftet.

Rückfragen bitte an:

Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

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