Westfalenpost: Keine Lösung Das Todesurteil gegen Saddam Hussein
Hagen (ots)
Von Eberhard Einhoff
Es sagt sich leicht, dass jemand den Tod verdient hat. Bei Saddam Hussein, einem mörderischen Diktator, mag das sogar besonders leicht fallen. Deshalb nimmt es nicht Wunder, dass nach dem Spruch des Sondertribunals in Bagdad unter den von Saddam unterdrückten Schiiten Jubel und Freude ausgebrochen sind: Man will den entmachteten Despoten dem Urteil gemäß hängen sehen. Vielleicht überrascht nicht einmal die Reaktion der Bush-Regierung, die die Verkündung des Todesurteils mit Genugtuung aufgenommen und als einen guter Tag für den Irak bewertet hat - noch dazu passgenau zwei Tage vor den Kongresswahlen. Dass aber auch die britische Außenministerin Beckett ins gleiche Horn stößt, schmeckt äußerst schal. Tritt nicht Europa, wo die Todesstrafe abgeschafft ist, tritt also nicht auch London gegen Hinrichtungen als Strafe ein? Nein, Saddam hat kein Mitleid verdient; er ist ein grausamer Verbrecher, der das höchste Staatsamt aufs Übelste missbraucht hat. Allerdings wäre die Umwandlung des Todesurteils in eine lebenslängliche Haftstrafe zumindest ein Fünkchen Hoffnung darauf, dass in einer noch ungewissen Zukunft im Irak so etwas wie Demokratie Fuß fassen könnte. Immerhin war dies offiziell ein - wenn auch nachrangiges - Ziel, mit dem der Einmarsch in das Land und der Sturz des Diktators begründet worden waren. Was daraus geworden ist, findet tagtäglich Eingang in die Nachrichten. Eine demonstrativ erniedrigende Hinrichtung Saddams kann die Spaltung, die der Irak erlebt, nur noch verstärken und den ohnehin drohenden Bürgerkrieg befördern. Neue, bessere Zeiten für das Land sind nach diesem Urteil nicht in Sicht.
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