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NRZ: Neues Ungemach für die Kulturhauptstadt Ruhr 2010
Essen (ots)
ESSEN. Neues Ungemach für die Kulturhauptstadt Ruhr 2010. Weil sich die Emschergenossenschaft durch ein geplantes Gesetz der CDU-FDP-Landesregierung gegenüber privaten Anbietern stark benachteiligt sieht, droht der Wasserwirtschaftsverband seine Unterstützung des Projekts Kulturhauptstadt 2010 komplett aufzukündigen. Grö´ßenordnung: bis zu fünf Millionen Euro. Erstes Signal: Eine für heute angesetzte Bereisung des Emschertals mit Polit-Prominenz bis zu Rüttgers' Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff wurde kurzfristig abgesagt. "Wir haben eine schallende Ohrfeige bekommen, da rollen wir doch nicht noch den roten Teppich für die Landesregierung aus", sagte Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, die das Abwasser von Betrieben und 2,3 Millionen Einwohnern im Revier entsorgt, gestern der NRZ. Hintergrund: Die Landes-Regierung will das Kräftegleichgewicht in der Wasserwirtschaft - ähnlich wie bei den Stadtwerken - zu Gunsten privater Anbieter verschieben. Stemplewski: "Das ist wieder die Schiene Privat vor Staat. Für den Verbraucher bedeutet das am Ende - wie bei Gas und Strom - nur höhere Preise." Es war kein kleiner Beitrag, den die Emschergenossenschaft für die Kulturhauptstadt 2010 leisten wollte. Ein ganz neues grünes und zugleich metropolitanes Emschertal sollte mit Milliardenaufwand geschaffen werden zur Freude der Anwohner, zum Staunen Europas. Kurzformel: Abwasser unter die Erde, Fluss an die frische Luft. Das begreift Renaturierungen und technische Aufrüstung im großen Stil mit ein und passt zum Nachhaltigkeits-Gebot der EU-Kommission für "Ruhr.2010" wie der Deckel auf den Ruhrpott. Unter dem Titel "Emscher reloaded" wollte die Genossenschaft aber auch "Ruhr2010" mit soziokulturellen, touristischen, musikalischen, theatralischen und archäologischen Projekten sowie mit starker Beteiligung von Schulen flankieren. Den angedrohten Rückzug des Sponsors nahm die Landesregierung gestern verärgert auf. "Herr Stemplewski vermischt zwei vollkommen unterschiedliche Dinge miteinander: Zum einen handelt es sich um eine geplante Novelle des Wasserverbändegesetzes und zum anderen um das Projekt Emscherinsel im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt 2010", erklärte Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff gestern gegenüber der NRZ. "Wer eine geplante Gesetzesänderung zum Anlass nehmen möchte, sich in dieser Form aus laufender Projektarbeit zu verabschieden, muss sich fragen lassen, ob es ihm um das Projekt geht oder ob er nur den Konflikt sucht. Ich bedauere dies sehr." 2010-Geschäftsführer Fritz Pleitgen sagte: "Ich bedaure die Absage persönlich und in der Sache. Die Emscher-Insel war ein Vorzeigestück. Sie spielte bei uns eine fast zentrale Rolle, der Nachhaltigkeit des Projekts wegen, aber auch wegten seiner internationalen Wirkung". Eigentlich habe das Programm für die Kunstinsel heute endgültig auf den Weg gebracht werden sollen. Nun werde man "alles daransetzen, dass das Projekt trotzdem verwirklicht wird."
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