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NRZ: IMK-Chef Horn: Kreditklemme ist unvermeidlich

Essen (ots)

Berlin/Essen. Die Finanzkrise wird nach Einschätzung
eines führenden deutschen Konjunkturforschers eine Kreditklemme der 
Wirtschaft provozieren. "Eine Kreditklemme ist unvermeidlich. Ihre 
Eintrittswahrscheinlichkeit beträgt hundert Prozent. Das trifft den 
Investitionsprozess der deutschen Wirtschaft ins Mark", sagte Gustav 
Horn, Chef des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und 
Konjunkturforschung (IMK), der in Essen erscheinenden "Neuen Ruhr 
/Neuen Rhein Zeitung" (Mittwochausgabe). "Wenn eine Finanzkrise so 
wie jetzt erst einmal in Gang gekommen ist, ist es klar, dass die 
Banken ihr Ausleihverhalten gegenüber Unternehmen und Verbrauchern 
ändern werden", erklärte Horn weiter. Alle Unternehmen, die 
investieren wollten, würden die Finanzkrise und das veränderte 
Kreditverhalten der Banken zu spüren bekommen. "Dass es zu einem 
scharfen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität kommt, ist sehr 
wahrscheinlich", prognostiziert der Institutschef.
DAS INTERVIEW IM WORTLAUT:
"Die Kreditklemme wird kommen"
Interview mit Prof. Gustav A. Horn, Wissenschaftlicher Direktor 
des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der 
Hans-Böckler-Stiftung
Herr Horn, die Nachrichten zur Finanzkrise werden mit jedem Tag 
beunruhigender. Rechnen Sie mit einem Überspringen auf die 
Realwirtschaft?
Gustav Horn: Das ist unvermeidlich. Das gab es noch nie, dass eine 
Finanzkrise an der Realwirtschaft vorbeigeht. Wenn eine Finanzkrise 
so wie jetzt erst einmal in Gang gekommen ist, ist es klar, dass die 
Banken ihr Ausleihverhalten gegenüber Unternehmen und Verbrauchern 
ändern werden.
Sie rechnen mit einer Kreditklemme?
Horn: Ja. Die Wahrscheinlichkeit beträgt hundert Prozent. Allein 
schon aus Risikoscheu sind die Geldinstitute gezwungen, ihre Bilanzen
zu sichern. Das trifft den Investitionsprozess der Wirtschaft ins 
Mark.
Wen trifft es zuerst?
Horn: Alle Unternehmen, die investieren wollen, werden die 
Finanzkrise und das veränderte Kreditverhalten der Banken zu spüren 
bekommen. Manche Unternehmen werden keine Kredite mehr bekommen, 
anderen werden größere Sicherheiten oder höhere Zinsen abverlangt.
Spüren die Bürger das auch?
Horn: Natürlich. Verbraucher werden in einem ersten Schritt merken, 
dass Kreditanfragen kritischer geprüft werden. Sie werden aber vor 
allem im Nachklang merken, wenn die wirtschaftliche Entwicklung 
nachlässt. Es besteht die Gefahr, dass es zu Entlassungen kommt.
Fürchten Sie ein Einbruch der Binnenkonjunktur?
Horn: Das muss man leider befürchten. Wir können im Moment nichts 
richtig ausschließen. Wir haben derzeit eine Situation, in der wir 
nur auf Sicht fahren können, weil die Finanzmarktkrise auch 
Strukturen verändert. Aber dass es zu einem scharfen Einbruch der 
wirtschaftlichen Aktivität kommt, ist sehr wahrscheinlich.

Pressekontakt:

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Redaktion

Telefon: 0201/8042607

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