Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
NRZ: Zum Urteil zur CO-Pipeline kommentiert der stellvertretende Chefredakteur der in Essen erscheinenden Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung:
Essen (ots)
Ehrlichkeit ohne Offenheit ist wie ein Haus ohne Tür. Dieses Sprichwort hätten die Bayer-Manager beherzigen sollen, als sie seinerzeit den Bau einer 67 Kilometer langen unterirdischen Giftgas-Röhre auf den Weg bringen wollten. Offenheit wurde bei dem Großprojekt, das immerhin Hunderttausende Menschen zwischen dem Kreis Mettmann und Duisburg berührt, von Anfang an klein geschrieben. Nur zufällig kam der Bau der Pipeline ans Licht. Am liebsten hätte man, so schien es, die Öffentlichkeit komplett herausgehalten. Schuld daran trägt aber nicht das Unternehmen Bayer allein, sondern auch die damalige Bezirksregierung. Nur auf Arbeitsebene wurde das Leuchtturm-Projekt damals verhandelt, den Bayer-Vertretern wurde Flexibilität signalisiert. Nicht sonderlich ernst nahm man den einsetzenden Bürger-Protest. Selbst dann nicht, als zig Pannen und Ungenauigkeiten bekannt wurden. Nun wechselte im vergangenen Jahr nicht nur die Landesregierung. "Stuttgart 21" veränderte das Denken der Menschen. Und Fukushima zeigte, dass selbst das Unwahrscheinliche eintreten kann. Bislang geht es in dem Gerichtsverfahren zur CO-Pipeline nämlich nur um Erdbebensicherheit. Doch es wird nicht lange dauern, bis auch Flugzeugabstürze im Szenario stehen. Die Genehmigung der CO-Pipeline rückt damit ins Unwahrscheinliche. Die Anwohner dürfen sich freuen. Doch damit ist die Geschichte nicht zu Ende - schließlich geht es um viele Arbeitsplätze, die Bayer mit der Pipeline in Uerdingen sichern will. Wer trägt für sie die Verantwortung? In Düsseldorf blickt nun alles auf den grünen Umweltminister Remmel. An seiner Art der Vermittlung in Sachen Pipeline wird man ablesen wollen, wie Rot-Grün zu Wirtschafts-Projekten im Industrieland NRW steht. Aber auch der Wirtschaftsminister (SPD) ist gefragt. Das Thema ist brisant: Denn am Ende des Atomzeitalters kommen sicher bald neue Kraftwerksbauten auf NRW zu. Ohne Offenheit und frühzeitige Bürgerbeteiligung droht ihnen ein frühes Aus. Leisten kann sich das unser Land nicht.
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