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NRZ: Kommentar: Ein Imperium am Abgrund
Schlecker scheiterte auch an seinem desolaten Image

Essen (ots)

Der scharfe Konkurrenzkampf im deutschen Einzelhandel fordert ein neues, prominentes Opfer. Mit dem Drogerie-Discounter Schlecker steht ein Imperium am Abgrund. Jahrelang galt Schlecker als unangefochtener Branchenprimus. Der umstrittene Unternehmer Anton Schlecker aus Ehingen hatte als eiserner Alleinherrscher mit seinen blau-weißen AS-Filialen die Republik bis ins hinterste Örtchen zugepflastert - und offenbar viel zu spät gemerkt, dass eine große Marktdurchdringung allein als Konzept nicht mehr zukunftsfähig war.

Schlecker scheiterte auch an seinem zunehmend desolaten Image. Während die Konkurrenz wie dm und Rossmann kräftig in lichte und großzügige Geschäfte investierte, wurschtelte Anton Schlecker lange in seinen winzigen Lädchen mit den dichtgestellten Regalreihen und ihren einsamen Verkäuferinnen weiter vor sich hin. Die Kunden liefen in Scharen davon.

Zudem hatte sich Schlecker in jahrelanger Hartnäckigkeit den Ruf erworben, mit seinem Personal überaus rigide umzuspringen und Betriebsratsarbeit massiv zu behindern. Auch das ist an der Wahrnehmung der Kundschaft sicherlich nicht spurlos vorüber gegangen.

Ein massiver Schrumpfkurs mit der Schließung von Hunderten Läden, die Öffnung größerer Filialen und eine Annäherung an die Forderungen der ungeliebten Gewerkschafter hat den größten deutschen Drogisten nicht gesunden lassen. Dass der Patriarch unlängst seine Kinder Meike und Lars an die Spitze des Unternehmens holte, hat ebenfalls nicht die entscheidende Wende bringen können und dürfte eher als Versuch in Erinnerung bleiben, das belastete Image aufzupolieren.

Die Insolvenz Schleckers darf auch als ein Beispiel dafür gelten, dass ein Unternehmen allein mit knallharter Gewinnmaximierung und der Ignorierung fundamentaler Bedürfnisse seiner Belegschaft auf Dauer nicht erfolgreich sein kann. Für die Mitarbeiter wird das allerdings kaum ein Trost sein. Im Verkauf arbeiten vor allem Frauen, die auf den überwiegend kärglichen Lohn bitter angewiesen sind. Sie müssen jetzt um ihre Zukunft bangen.

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