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NRZ: Was für eine Schande - Kommentar zur Kinderarmut. Von Rüdiger Oppers.
Essen (ots)
Mehr als jedes fünfte Kleinkind in NRW lebt in Armut. Was für eine Schande für unser reiches Land. Wo bleiben eigentlich die Massenproteste, der Sturm der Empörung gegen diese zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit? Fehlanzeige. Manchmal ist es leichter, Menschen gegen Bahnhöfe oder Flughäfen zu mobilisieren, als für die Rechte von Kindern und Familien.
Es gibt Ausnahmen. Dazu gehört der Verein "Klartext für Kinder", gegründet von Leserinnen und Lesern dieser Zeitung, die mit großem zeitlichem und finanziellem Engagement jungen, bedürftigen Menschen helfen. Aktionen wie diese zeigen aber auch, was Kinderarmut wirklich bedeutet. Zum Beispiel: Hunger. Deshalb organisieren die ehrenamtlichen "Klartext"-Helfer mobile "Tafeln", die Kinder mit warmen Mahlzeiten versorgen. Auch das ist die Wirklichkeit in Europas erfolgreichster Volkswirtschaft. Wo Kinder Hunger leiden müssen, kann etwas mit dem Kapitalismus nicht in Ordnung sein.
So beeindruckend das Engagement vieler Bürger ist, die Bekämpfung von Kinderarmut ist Aufgabe der Politik. Wir brauchen dringend mehr Kindertagesstätten. Für sozial Benachteiligte müssen sie beitragsfrei sein und kostenlose Mahlzeiten anbieten.
Das wichtigste Motto von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft lautet: "Kein Kind darf zurückgelassen werden". Gut, dass die Landesregierung den Ausbau der Betreuungsplätze für unter Dreijährige jetzt beschleunigt. Bürokratische Hürden dürfen nicht verhindern, dass Kinder schnell besser versorgt werden können. Auch die angekündigte Stärkung von Familienzentren in sozialen Brennpunkten ist hilfreich. Eltern die jahrelang auf Sozialhilfeniveau leben, brauchen Unterstützung und Rat bei der Erziehung. Wenn heute über 20 Prozent der Kleinkinder in NRW arm sind, wächst eine Problemgeneration heran. Denn Armut ist fast immer gleichbedeutend mit Chancenlosigkeit.
Schon deshalb darf unserer Gesellschaft die eigene Zukunft, das Schicksal der Kinder nicht egal sein.
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