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NRZ: Wieder einmal die Banken gerettet - Kommentar zum Schuldenschnitt von Peter Hahne
Essen (ots)
Es ist vollbracht: Nach monatelangem Gezerre haben sich Griechenlands private Gläubiger auf einen Schuldenschnitt eingelassen bei dem sie auf mehr als die Hälfte ihrer Forderungen verzichten. Athen bekommt damit nicht nur weitere Milliarden zugesteckt, sondern vor allem mehr Zeit um seinen maroden Staatshaushalt und seine kaum wettbewerbsfähige Wirtschaft in Schuss zu bringen. Gute Banken, böse Griechen? Nichts wäre indes weiter von der komplizierten Realität entfernt. Denn mehr noch als die kleinen Leute in Griechenland dürften auch diesmal wieder die europäischen Banken profitieren. Vordergründig verzichten Geldhäuser, Hedgefonds und Versicherungen zwar auf klotzige Milliardensummen. Indes verzichten sie nur, weil ihre Forderungen ohnehin längst uneinbringlich waren. Ohne Rettungspakete, ohne politischen flankierten Schuldenschnitt hätten sie keinen Cent mehr gesehen. Griechenland ist pleite, und deshalb ist es auch müßig, über den Grad der Freiwilligkeit des Schuldenerlasses zu diskutieren. Im Kern ging es wie bei allen anderen Rettungspaketen auch diesmal darum, das Ausfallrisiko griechischer Staatsanleihen ein Stück weit von den Banken auf die Steuerzahler abzuwälzen. Dazu passt, dass die Europäische Zentralbank den privaten Geldhäusern eine Billion Euro zu Minizinsen bereitstellt, die sie mit ansehnlichen Renditen in europäische Staatsanleihen investieren können. Unterm Strich fahren die Banken so ziemlich gut mit der Rettungspolitik. Es stimmt natürlich: Griechenland hat bei der Euro-Einführung gelogen, betrogen, und die günstigen Zinsen für Konsum auf Pump missbraucht. Horrende Leistungsbilanzdefizite, korrupte Eliten, ein faktisch gescheiterter Staat - das alles beschreibt heute zutreffend die griechische Realität, und dafür ist Griechenland verantwortlich. Und doch sollte niemand so tun, als rette das reiche Europa den armen Süden aus reiner Nächstenliebe. Wir retten unsere Banken, wir retten unsere Wirtschaft, wir retten unsere Renten - und ja, wir retten auch die europäische Idee. Hoffentlich.
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