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NRZ: Kommentar zur Lebensmittelbranche von CHRISTIAN ICKING
Essen (ots)
Für unsere Kinder nur das Beste! Für Eltern ist das quasi ein Naturgesetz. Das weiß natürlich auch die Industrie, und ganze Riegen von Marketingexperten setzen darauf. Als besonders einfalls- und trickreich zeigt sich die Lebensmittelbranche, wenn es darum geht, Kinder, Eltern oder Großeltern von ihren Produkten zu überzeugen.
Die Kinder werden mit bunter Verpackung, Spielzeugzugaben und/oder Gewinnspielen gelockt - und Eltern wissen, wie schwer es ist, einem quengelnden Kind im Laden den Schokoriegel mit der "Extraportion Milch" auszureden. Die Eltern selbst werden mit vollmundigen Versprechungen geködert, wonach gerade dieses Produkt wichtig für die gesunde Entwicklung des Nachwuchses sei.
Tatsächlich glaubt fast jeder zweite Verbraucher laut einer Studie der Verbraucherzentralen, dass Kinderprodukte im Zucker-, Fett- und Salzgehalt an die Bedürfnisse der Kleinen angepasst sind. Bloß sind sie das meist gar nicht. Ob Müsli, Pudding oder Säfte: Nährwertkennzeichnungen auf vielen Waren für "Kleine Entdecker" oder "Minis", an denen sich Verbraucher orientieren, können sich zum Beispiel auf den Tagesbedarf Erwachsener beziehen. Zucker-Zugaben werden häufig durch Nutzung anderer Zuckerarten wie Maltodextrin verschleiert, und vermeintlich gesunde Vitamine werden überdosiert.
Auch kritische Verbraucher können also nicht erkennen, ob der Erdbeer-Joghurt oder die Extrawurst in Bärchenform kindgerecht sind oder nicht. Die Lebensmittel-Industrie treibt es hier allzu bunt. Und wir müssen bei den Herstellern das tun, was wir bei unseren Kindern eben nicht tun wollen: Wir müssen ihnen auf die Finger hauen.
Denn freiwillige Selbstverpflichtungen haben bislang praktisch nichts bewirkt. So ist nun der Gesetzgeber gefordert. An Kinder gerichtete Werbung für Leckereien mit ungünstigem Nährwertprofil, Aussagen über ihre Entwicklung und Gesundheit müssen untersagt werden. Lebensmittel müssen altersgerecht zusammengesetzt und entsprechend gekennzeichnet sein. Die unkontrollierte Anreicherung der Produkte mit Vitaminen oder Mineralstoffen muss gestoppt werden.
Hier können Berlin und Brüssel segensreich zusammenwirken. Damit zu recht gilt: Für unsere Kinder nur das Beste!
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