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NRZ: Das Scheitern der Selbstverwaltung - ein Kommentar von DANIEL FREUDENREICH
Essen (ots)
Die Ärztevertreter sind mit völlig überzogenen Forderungen in die Honorarverhandlungen gegangen. Elf Prozent mehr - das mussten die Krankenkassen als Kriegserklärung auffassen und haben eine ebenso freche Gegenposition aufgebaut, nämlich eine deutliche Honorarkürzung. Nun sollen die niedergelassenen Ärzte 0,9 Prozent mehr erhalten, und das Getöse ist groß.
Wenn sich die Kassen- und Ärztevertreter heute nicht doch noch auf mehr Geld einigen, wird es zu Protesten und vorübergehenden Praxisschließungen kommen. Damit wird der Honorarstreit auf dem Rücken der Patienten ausgetragen. Die können sich nicht wehren, wenn sie am Ende vor einer verschlossenen Praxistür stehen. Mit maßvolleren Forderungen hätte man so eine Eskalation wohl vermeiden können.
Dass die Ärzte über die zusätzlichen 300 Millionen Euro sauer sind, ist nicht nur wegen der geschürten Erwartungen nachvollziehbar.Es gibt Praxen, die sich kaum mehr finanziell über Wasser halten können - obwohl die Honorare in den vergangenen Jahren um mehrere Milliarden Euro gestiegen sind. Aber das ist auch ein hausgemachtes Problem innerhalb der Ärzteschaft. Nach wie vor sind die Lohnunterschiede in den einzelnen Fachrichtungen immens. Während ein Orthopäde im Monat 6344 Euro netto verdient, erhält ein Psychotherapeut nur 2658 Euro. Zudem gibt es große regionale Differenzen. Wer in NRW einen Kassenpatienten behandelt, bekommt weniger Geld als ein Berliner Arzt.
Hier für eine gerechtere Verteilung zu sorgen, ist längst überfällig. Doch das ist nicht die Aufgabe von Politik oder Kassen, sondern der ärztlichen Selbstverwaltung. Daran scheitert sie aber seit Jahren.
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