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NRZ: Der Funke muss übergespringen - Kommentar zu den Paralympics von Carmen Friemond
Essen (ots)
Als Lord Coe, der Chef-Organisator der Sommerspiele von London, bei der Eröffnungsfeier der Paralympics ankündigte, die Besucher würden inspiriert, mitgerissen und berührt werden, war das kein leeres Versprechen. Sondern genau das, was folgte. Großartige Wettkämpfe, großartige Athleten , großartige Stimmung in den nahezu ausverkauften Stadien und Arenen. London hatte sich vorgenommen, die besten paralympischen Spiele auf die Beine zu stellen. Das hat funktioniert, nicht nur, weil Organisation und Wetter ziemlich perfekt waren. In den vergangenen zwei Wochen standen Sport und Sportler im Vordergrund, ihre Rekorde, Siege und Niederlagen, aber nicht ihre Behinderungen. Die Zuschauer sahen Menschen, die Außergewöhnliches vollbringen, die niemand bemitleiden, sondern denen Respekt entgegengebracht werden muss. Menschen mit Behinderung sind leistungsfähig, wenn man sie nur lässt. Dass das in den Köpfen angekommen ist, ist auch der umfassenden Berichterstattung in den Medien zu verdanken. Die Paralympics sind kein B-Event, sie sind das zweitgrößte Sportereignis der Welt. Ein Bild sagt manchmal mehr als 1000 Worte. Und so erklären die Bilder, die um die Welt gegangen sind, vielleicht viel eindringlicher, worum es bei dem schwierigen Wort Inklusion geht. Um die eine Gesellschaft für alle, um die gleichberechtigte Teilhabe aller am Leben, um die Chance, seine Fähigkeiten bestmöglich zu entwickeln - ohne Barrieren, weder an Häusern noch in Köpfen. Vorsicht allerdings vor zu viel Euphorie: Großereignisse wie die Paralympics können nur einen Anstoß geben, die eigentliche Arbeit beginnt erst danach. Wo sind die Schulen, die so gebaut sind, dass jedes Kind unterrichtet werden kann? Wo die Lehrer und Sozialpädagogen für integrativen Unterricht, wo die Sportstätten, die für alle zugänglich sind, wo die Vereine, die sich öffnen, wo die Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderung eine Chance geben? Inklusion ist nicht zum Nulltarif zu haben und manchmal sicherlich auch mühsam. Aber angesichts der wunderbaren Bilder aus London muss die Frage erlaubt sein, ob es sich eine Gesellschaft noch länger erlauben kann, auf solche Leistungsbereitschaft und solchen Einsatzwillen zu verzichten? Wohl kaum. Das paralympische Feuer ist gestern Abend gelöscht worden. Aber wenn nur ein Funke übergesprungen ist, ist eine Menge erreicht.
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