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NRZ: Unnötig Energie vergeudet - Kommentar zum Strom von Lothar Petzold
Essen (ots)
Atomkraftgegner überwintern bei Dunkelheit mit kaltem Hintern". Der Werbespruch auf Auto-Aufklebern, den die Essener Steag vor gut 30 Jahren verteilte, ist heute auf fatale Weise beinahe wieder aktuell. Der Ausstieg aus der Atomenergie ist nicht zurückzudrehen; der Großteil der Bevölkerung will das auch nicht. Aber der Weg dorthin ist umstrittener als zuvor. Die Umstellung auf erneuerbare Energien droht den Strom so teuer zu machen, dass für Tausende die Aussage des Werbespruches demnächst durchaus zutreffen könnte. Die Politik hat beim Ausstieg zu planlos gehandelt. Vieles wurde über das Knie gebrochen. Ob es sich nun um die überdimensionierten Zuschüsse für Solarenergie handelt oder um Zwangseinspeisungen in die Stromleitungen, die oftmals zu Preisen erfolgt, die mit Wirtschaftlichkeit nichts zu tun haben. Und bei allem verdient der Staat über die Steuer mit. Je höher die Preise, desto mehr kassiert der Staat ab. Und die vielversprochene Marktführerschaft der deutschen Industrie durch die Pionierleistungen beim Strom-Umbau ist auch fraglich. In französischen Wirtschaftskreisen erklären Manager süffisant den deutschen Kollegen: "Was ihr durch niedrigere Löhne und kostensparende Umorganisation an Konkurrenzvorteilen erarbeitet habt, reißt ihr nun mit euren teuren Strompreisen wieder ein." In Japan wartet man, was die Deutschen für Erfahrungen machen, um später einsteigen und kostengünstig produzieren zu können. Die Chinesen sind weiter: Bei der Herstellung von Solarkollektoren unterbieten die Firmen aus dem Reich der Mitte ihre deutschen Konkurrenten. Trotz ihres "Vorsprungs" durch die Energiewende droht ihnen die Pleite. Auf der anderen Seite gibt es die Ausnahmegenehmigungen für energieintensive Betriebe, die höhere Stromkosten nicht tragen müssen. Das ist im Grunde richtig - wenn es sich denn um Unternehmen handelt, die mit ihren Produkten in einer globalen Konkurrenzsituation stehen. Völlig abwegig ist es aber, dass Hähnchenmästereien oder Golfplätze ebenfalls in den Genuss des Preisnachlasses kommen können. Fatal ist es auch, dass alles wieder einmal beim Privatverbraucher hängen bleiben soll. Vielleicht wäre es richtiger, die ambitionierten Zeitziele der Energiewende zu überdenken und sich vorher auf einen gangbaren Weg zu einigen. Europaweit. Das alleinige Vorpreschen Deutschlands braucht zu viel unnötige Energie.
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