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NRZ: Der Neustart des Kandidaten Steinbrück - ein Kommentar von MIGUEL SANCHES

Essen (ots)

Die Kunst ist: Einmal mehr aufstehen als man umgeworfen wurde. Den Spruch von Winston Churchill sollte sich Peer Steinbrück einrahmen. Nach dem Stolperstart muss er sich gegen Selbstzweifel immunisieren. Eigentlich hat er es gewusst und oft genug gesagt: Der Kanzlerkandidat wird in einer "Eierschleifmaschine" gesteckt. Wenn man dann drinsteckt, hilft die Erkenntnis offenbar wenig. Er wirkte - paradox - unvorbereitet. Die Stunde der Bewährung kommt für den SPD-Mann im September 2013. Und die Chancen stehen nicht mal schlecht, dass sich zuvor die Karten zu seinem Gunsten wenden: bei der Wahl im Januar in Niedersachsen.

Gewinnt Rot-Grün, wäre es der Anfang vom Ende der Regierung Merkel. Zu dumm, dass die andere Logik genau so zutrifft. Hält sich Schwarz-Gelb, prophezeien alle: Merkel ist schon durch. Sieg und Niederlage liegen nahe beieinander. Niedersachsen, unser "Swing State"? Die Niedersachsen-Wahl könnte die Rückkehr zur Politik bedeuten. Will sagen: Das Ende der Debatte über die Honorare von Supeermann. Auf drei Faktoren kommt es an, auf die Konjunktur, das Partnerglück und auf den Vergleich der Kandidaten. Die Konjunktur dürfte sich eintrüben. Die Regierung aber kann reagieren, etwa mit einer Kurzarbeit-Initiative. Wer regiert, handelt. Wer handelt, nimmt sein Schicksal selbst in die Hand.

Komplizierter: Die Partnerwahl. Die SPD legt es darauf an, die FDP aus dem Parlament zu drängen. Ohne Liberale ist die Chance groß, Merkel abzulösen. Logisch. Bloß: Einzig die katholische Kirche versteht mehr als die FDP vom Leben nach dem Tod. Das Totenglöcklein ist ihr oft geläutet worden. Meistens hat es geholfen. Und schließlich: Der Faktor Merkel. Sie hat den Amtsbonus, ihr Leben ist eine Heldenreise, wie es der Publizist Hajo Schumacher schrieb. Man muss sie nicht gut finden. Aber man hat ihren Aufstieg mit Neugierde verfolgt. Sie lässt sich selten aus der Reserve locken und versteht es, einen Gegner zu ignorieren. Wenn Steinbrück sie nicht frontal angeht, wird er politisch dehydriert, einfach ausgetrocknet.

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