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NRZ: Thyssen-Krupp: Reue und der Blick nach vorn - ein Kommentar von MANFRED LACHNIET

Essen (ots)

Warum bleibt Gerhard Cromme Aufsichtsrats-Chef von Thyssen-Krupp? Dies fragten sich gestern viele nach der turbulenten Hauptversammlung des Konzerns, der in einer der schlimmsten Krisen seiner Geschichte steckt. Kritiker gaben Cromme immer wieder eine Mitverantwortung an der miserablen Lage des Unternehmens. Immerhin hat die frühere Thyssen-Krupp-Führung mit dem Bau der Stahlwerke in Brasilien und den USA Milliarden Euro in den Schlamm gesetzt. Außerdem gibt es die kriminelle Verstrickung in ein Schienen-Kartell, die Luxus-Reisen und vieles mehr. Und davon soll Cromme stets nichts gewusst haben? Immerhin gab sich Cromme gestern reumütig. Er gestand Fehler und Versäumnisse ein, versprach Besserung. Und er strich seinem Aufsichtsrat die Hälfte der Bezüge. Das kann man als Taktik werten; ein Zeichen für Schuldgefühle ist es allemal. So etwas kennt man nicht von jedem Manager. Dass Cromme die Versammlung nun zwar beschädigt, aber weiter als Oberaufseher verließ, hat er neben Firmenpatriarch Berthold Beitz den Arbeitnehmern im Aufsichtsrat zu verdanken. Die Gewerkschafter sehen Cromme als Garanten der Mitbestimmung. Dies war der 69-Jährige nicht immer, aber er hat sich als einsichtig und lernfähig erwiesen. Clever, könnte man auch sagen. Es war reinigend und wichtig, die zurückliegenden üblen Fehler des Managements klar zu benennen. Aber auch die Arbeitnehmer-Vertreter müssen sich selbstkritisch fragen, warum sie nicht genauer hingeschaut und nachgehakt haben. Erster Klasse wird nun wohl kein Gewerkschafter mehr mit Thyssen-Krupp fliegen. Wer mitbestimmt, hat kritisch zu sein. Der Konzern muss jetzt unter dem neuen Chef Heinrich Hiesinger nach vorn schauen. Thyssen-Krupp war stets führend in Technologie und Ingenieurskunst. Damit kann man in den expandierenden Märkten in Asien und Südamerika gutes Geld verdienen. Die Stahlsparte wird dabei bleiben, wenn sie auf Qualität setzt. Mit Tugenden wie Fleiß, Können und Ehrlichkeit kann die Zukunft gelingen. Für diese schlichte Erkenntnis musste der Konzern sehr teuer bezahlen.

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