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NRZ: Ein Anschlag auf uns alle - ein Kommentar von RÜDIGER OPPERS
Essen (ots)
Die Nachrichten und Bilder aus Boston sind zutiefst verstörend: Ein Fest der Lebensfreude endet mit Tod und Leid. Aus einem Marathonlauf wird ein Massaker. Noch ist vieles unklar, aber eines ist gewiss: Das Ziel der Anschläge auf ein unschuldiges Volksvergnügen ist grausamer, sinnloser Terror. Die fieberhafte Suche nach den Tätern wird hoffentlich bald zu Ergebnissen führen. Zu reflexartig werden Islamisten verdächtigt. Wer den verhängnisvollen Schrecken verbreitet, ist letztlich sekundär. Ob es El Kaida oder obskure Feinde der US-Regierung sind; sie alle zielen nicht nur auf die Läufer in Boston, sondern auf unseren Lebensstil. Eine freie Gesellschaft, die alle Menschen unabhängig von Rasse, Religion, Geschlecht und Geburt zu ebenbürtigen Bürgern erklärt, wie es die USA so vorbildlich tun, steht immer Fokus ihrer Gegner. Wenn es nun wieder heißt: "America under attack" sollten auch wir in Deutschland diese Zeile sehr ernst nehmen. Bedroht sind wir alle! Die Freiheit ist immer und überall ein Angriffsziel der Intoleranz. In unserem Land durch die Nazis der NSU und auch durch islamistische Bombenleger. Hätte unsere Polizei nicht glücklicherweise viele Terrorpläne gestoppt, hätte es schon vor Boston auch in Deutschland ein Massaker unter friedliebenden Menschen gegeben. Die Anschläge offenbaren den Abgrund, an dem sich unsere Gesellschaft bewegt: Zu viel Nachsicht mit radikalen Randgruppen schützt nicht vor deren brutaler Gewalt, sondern provoziert sie. Anderseits: Selbst ein Überwachungsstaat, mit quälenden Sicherheitsüberprüfungen und dem völlig durchleuchteten Bürger, garantiert nicht totale Sicherheit. Ein Anschlag, wie in Boston, ist leider nicht zu verhindern. So etwas geschieht - und wird wieder geschehen. Fatal wäre nun, wieder in die Paranoia der Bush-Regierung nach den Anschlägen vom 11. September zu verfallen. Ob die Bombenleger siegreich sind, haben wir - die Ziele der Terroristen - selbst in der Hand. Zu einem Opfer wird man erst dann, wenn man sich seine freiheitliche Grundhaltung mit Gewalt nehmen lässt.
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